Vortrag von Prof. Dr. Günter Dippold anlässlich 25 Jahre Bayerisches Brauereimuseum
Am Donnerstag, 30. Januar 2020, wird Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Bayerischen Brauereimuseums im Kulmbacher Mönchshof verschiedene Aspekte der Kulturgeschichte des Bieres beleuchten.
„Vom Nutzen und Schaden des Bieres“ – unter diesem Titel referiert Prof. Dippold akademisch, unterhaltsam und anekdotisch über das „flüssige Brot“. „Nutzen? Selbstverständlich hat Bier einen Nutzen!“ – hieran wird der Referent keinen Zweifel lassen. Anhand zahlreicher historischer Quellen beleuchtet er die Kulturgeschichte des Bieres. Vom Bier als Leib- und Massengetränk in der frühen Neuzeit über seine Bedeutung als stärkender Trank der Unterschicht, als politisches Instrument gegen Branntwein und Kaffee in der Zeit der Aufklärung bis hin zur Funktionalisierung des Gerstensafts im 20. Jahrhundert wird die herausragende Stellung dieses Getränks in der deutschen Geschichte beleuchtet.
Bier als kultureller Faktor
Im 16. und 17. Jahrhundert sprachen Moralapostel lediglich „Warnungen vor dem regelmäßigen Vollrausch“ aus, während das Bier an sich in der frühneuzeitlichen Medizinsprache, aufgrund seiner „kühlenden Eigenschaften“, seines „schleimigen und feuchten Charakters“ als durchweg gesund bezeichnet wurde. In der frühen Neuzeit galt gut gebrautes Bier als Prestigeobjekt einer Stadt und lockte weit gereiste Gäste an deren Tafeln. Im 18. Jahrhundert, bevor die Kommunalbrauereien zu privaten Betrieben wurden, galt: „Ohne Bier keine Stadt und ohne Stadt keine Kultur.“
Während der Aufklärung sorgte der Siegeszug der Modegetränke Kaffee und Branntwein für einen deutschlandweiten Verfall der Braukultur. Kaffee, der sich vom höfischen und bürgerlichen Elitegetränk im späten 17. Jahrhundert zum Massenphänomen im 18. Jahrhundert wandelte, verkörperte das aufklärerische Ideal eines wachen, leicht nervösen, geistreichen und nüchternen Menschen. Bier galt als betäubend und lähmend und wurde für die; „Einfachheit, Dummheit und die phlegmatische Art der Bayern verantwortlich gemacht“.
Nationalisieren und Demokratisieren durch Bier
Dem Kaffee und dem Branntwein verdankte das Bier auch den erneuten Aufwind im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde es als
propagandistisches Mittel gegen zu große Geldströme gen Ausland und für eine staatlich gelenkte Mäßigkeitsbewegung ins Feld geführt. Argumentiert wurde, wie so oft in der Politik, mit den Werten der Tradition. Bier erfuhr eine Aufladung mit dem Nationalstereotyp einer alt-germanischen kriegerischen Männlichkeit. Gelobt wurde außerdem sein demokratisierender Effekt, denn, so hieß es zu jener Zeit, „vor dem Nationalgetränk Bier seien alle gleich“.
Erste Risse dieses positiven Images werden dann wieder im frühen 20. Jahrhundert im Zuge der Lebensreformbewegung deutlich. Die Zahl der Alkoholgegner stieg in dieser Zeit rapide an und der positive Wert der „bierigen“ Gemütlichkeit verlor an Geltung. Selbst Reichskanzler Bismarck, bekennender Biergourmet, ließ sich zu einer Polemik gegen den „Zeitfresser Bier“ hinreißen. Ein moralischer Fingerzeig, der jedoch angesichts eines von ihm am darauf folgenden Tag veranstalteten politischen Bierempfangs wohl kaum besonders ernst genommen wurde.
Wer am Kulturgut „Bier“ interessiert ist sollte sich diesen informativen und unterhaltsamen Vortrag nicht entgehen lassen!
Beginn ist am 30. Janauar 2020 um 18:30 Uhr, Einlass ab 17:30 Uhr.
Der Eintritt ist frei.