Steigende Energiepreise setzen den Handwerksbetrieben in unterschiedlichem Ausmaß zu. Die Genussregion Oberfranken steht vor großen Herausforderungen, die im schlimmsten Fall zum Verlust der weltmeisterlichen Vielfalt an Handwerkstraditionen führen können. Um dem entgegenzuwirken, hat die Genussregion Oberfranken auf Initiative der Wirtschaftsförderung der Stadt Hof zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer auf die Problematik aufmerksam gemacht.
„Gerade auch das Genusshandwerk und die Gastronomie in Oberfranken haben heute zu kämpfen, weshalb es nun gilt, die Genussbetriebe vor einer potenziellen Schließungswelle zu schützen. Deshalb suchen wir beim 1. Energiegipfel am 19. Dezember 2022 gemeinsam nach Auswegen, um einen großen Teil unserer Identität am Leben zu erhalten“, so Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla.
Landrat Dr. Oliver Bär ergänzt: „Unser Handwerk ist identitätsstiftend, Teil unserer Heimat. Wir können auswählen, zwischen hervorragenden Bäckern und Metzgern und anderen hervorragenden Handwerkern. Jetzt sind externe Herausforderungen gekommen, bei denen es wichtig ist, dass der Freistaat Bayern uns unterstützend zur Seite steht.“
Härtefallhilfe des Freistaates für Unternehmen
Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, informiert persönlich über die geplante Energie-Härtefallhilfe, die Unternehmen helfen soll, welche aufgrund der gestiegenen Energiepreise in eine existenzielle Notlage geraten sind. Der Minister führt zwei Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung auf: Die Betriebe können sich an die jeweilige Hausbank wenden und dort Kredite, wie z. B. den Energieliquiditätskredit mit 80% Risikoentlastung über die LfA Förderbank Bayern finanzieren.
Die zweite Möglichkeit ist die Härtefallhilfe des Freistaates Bayern, die für Januar 2023 angekündigt ist.
„Die hohen Energiekosten sind für viele Betriebe existenzgefährdend. Mit unserer Härtefallhilfe und dem LfA-Kredit stehen wir deshalb eng an der Seite des oberfränkischen Mittelstands. Wir ergänzen damit die Preisbremsen des Bundes, die leider viel zu spät beschlossen worden sind. Ich habe mich sehr über den heutigen Austausch mit den Unternehmen und Handwerksbetrieben der Genussregion Oberfranken gefreut. Sie leisten täglich hervorragende Arbeit in der Lebensmittelversorgung und sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze. Die aktuelle Krise darf sie nicht in Insolvenzgefahr führen“, sagt Hubert Aiwanger.
„Wer weiter denkt, kauft näher ein“
Klaus Peter Söllner, Landrat von Kulmbach und Vorsitzender der Genussregion Oberfranken, richtet sich auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher: „Wer weiter denkt, kauft näher ein. Also beim Bäcker nebenan und beim Metzger um die Ecke. Diese Unternehmer bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region. Zu Recht sind wir in der Genussregion Oberfranken stolz auf unsere weltrekordverdächtige Vielzahl von Brauereien, Bäckereien und Metzgereien. Diese Betriebe arbeiten nach handwerklichen Prinzipien und halten traditionelle Rezepte und Herstellungsverfahren lebendig. Mehr als 320 regionaltypische Spezialitäten können wir in Oberfranken genießen. Unsere Landwirte stellen die Rohstoffe dafür in hoher Qualität her, unsere Handwerker veredeln diese zu köstlichen Speisen und Getränken, und die Gastronomen bieten lebendige Wirtshauskultur. Wir Verbraucher haben es in der Hand, dass das auch in Zukunft geschieht. Unterstützen wir unser heimisches Handwerk, unsere hervorragenden Metzger und Bäcker, unsere Brauer und Brenner, unsere Gastronomie und nicht zuletzt unsere Landwirtschaft, die nicht nur unsere wunderbare oberfränkische Kulturlandschaft pflegt, sondern auch die Basis schafft für die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel!“
Masterplan für energieautarkes Oberfranken
Auch IHK und HWK sehen die Probleme und den Handlungsbedarf: „Die Politik hat reagiert. Unsere vielen Initiativen, die im Handwerk gestartet wurden, haben Wirkung gezeigt. Uns Unternehmen hat es zu lange gedauert, bis die Politik in die Gänge gekommen ist. Viel zu lange. Wir hoffen jetzt inständig, dass die Antragsstellung möglichst schnell und unbürokratisch abgewickelt wird und die Auszahlungen schnellstmöglich erfolgen. Wir müssen aber auch heute schon an morgen denken. Der Staat kann nicht jahrelang Preisbremsen finanzieren. Deswegen brauchen wir einen Masterplan für ein ‚Energieautarkes Oberfranken‘, der zusammen mit Experten, den Kommunen, kommunalen Energieversorgern und dem Handwerk jetzt auf den Weg gebracht werden muss“, sagt Christian Herpich, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken.
Wolfram Brehm, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, ergänzt: „Die Energiekrise schwächt den Mittelstand, das Rückgrat Oberfrankens. Besonders betroffen sind energieintensive Betriebe, etwa im Bereich der Nahrungsmittelherstellung. Will Oberfranken Genussregion bleiben, müssen deshalb schnellstmöglich Weichen für die Zukunft gestellt werden.“
Ratschläge zur Energieeinsparung und Energierückgewinnung
Abgerundet hat den 1. Energiegipfel ein Vortrag von Andreas Kätzel, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer für Oberfranken. Kätzel erläuterte an verschiedenen Beispielen, wie die Kosten zukünftig steigen werden und wie durch energetische Sanierung oder den Einsatz von erneuerbaren Energien die Betriebe nachhaltig das Problem lösen können.
(Pressemitteilung der Stadt Hof)