Zerfahrene Suppe
Suppen in unterschiedlichsten Zubereitungsformen sind Teil der traditionellen Küche in ganz Europa. Häufig spiegeln sich in ihren Zutaten ursprüngliche Essgewohnheiten, nach denen Suppen das tägliche Grundnahrungsmittel Nr.1 darstellten. So standen Milchsuppen, Brennsuppen, der einfache Getreidebrei oder die geröstete bzw. saure Mehlsuppe bis zum 17. Jahrhundert – und in vielen ländlichen Regionen noch weit darüber hinaus – bereits auf dem Morgentisch und wurden in weiteren Abwandlungen auch zu allen anderen Mahlzeiten des Tages gereicht. Erst ganz allmählich lösten das Frühstücksbrötchen und andere Mahlzeiten diese Speisegewohnheiten ab.
Nicht zuletzt verraten die alten Suppenrezepturen auch, mit welchen Küchenutensilien sie zubereitet wurden. So lässt sich die Mehrzahl dieser „Ein-Topf-Gerichte“ einfach im Kessel über offenem Feuer in der Rauchkuchl oder auf dem gemauerten und mit Holz befeuerten Ofen herstellen. Sie waren schnell zubereitet und füllten den Magen auf angenehme Weise, ohne die sparsame Zeit der Hausfrau am Herd allzu lange in Anspruch zu nehmen. Denn diese hatte in früheren Zeiten weitaus mehr Tätigkeiten zu verrichten als ihre bürgerlichen Schwestern im 20. Jahrhundert.
Das Rezept für die „zerfahrene Suppe“ ist in der hier geschilderten Zubereitung Jahrhunderte alt. Es kombiniert in der Zugabe von Eiern, Milch und Semmelbröseln zur Fleischbrühe verschiedene weitere Rezeptbestandteile wie die Eierbrühe, Einlaufsuppe oder auch die Merchbrüh (Meerettichsuppe) und gehört in der beschriebenen Üppigkeit sicherlich in den Bereich der Festtagssuppen, die man vor dem Braten oder auch als Abendsuppe servierte. Der originelle Name leitet sich aus der Art und Weise der Zubereitung ab. So lässt man die durchgeschlagene Milch-Ei-Masse unter weiterem Rühren in heiße Fleischbrühe einlaufen, so dass sie in feinen Fäden abbindet und der Suppe damit Struktur verleiht.
Jahreskalender:
Sie können die Spezialität ganzjährig und an Festtagen genießen.
Autoren:
Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt, Rezept Kerstin Rentsch
Rezept
Zutaten:
1 Eigelb, 1 ganzes Ei, 3 Essl. Semmelbrösel, 1 Prise Salz, 3 – 4 Essl. Milch, 1 l gute Fleischbrühe.
Zubereitung:
Eier, Milch, Salz und Semmelbrösel gut durchschlagen, glattrühren und in die kochende Fleischbrühe laufen lassen.