Bamberger Rettich
Saisonale SpezialitätAngenehm scharf soll er sein und butterweich! So ungefähr wünscht man sich in Bamberg den Rettich zu Bier, Butter und Brot am Abend auf dem Keller. In Scheiben oder noch besser kunstvoll als Spirale aufgezogen, wird der weiße Rettich gut eingesalzt, damit er Wasser zieht und im Geschmack milder wird. Der Bamberger Rettich ist ein Frühsommerrettich von weißer Farbe und zylindrischer Form. Als Jungpflanze ist er gut frostverträglich, aber Hitze und Wassermangel lassen ihn holzig werden. Die Bamberger lieben ihn und ziehen ihn jederzeit dem weitaus größeren, im Geschmack aber weniger charakteristischen japanischen Rettich vor.
Wie das Radieschen gehört der Bamberger Rettich zur Art der europäischen Rettiche bzw. der Gartenrettiche. Seine charakteristische Schärfe entwickelt er durch seinen Gehalt an Senföl, der deutlich ausgeprägter ist als bei den handelsüblichen japanischen Hybridzüchtungen. Gartenrettiche gibt es als Frühsommer-, Sommer- und Herbstrettiche. Frisch geerntet ist er nicht allzu groß, zylinderförmig länglich und von weißer Farbe. Wegen seiner guten Frostverträglichkeit gehört der Bamberger Rettich zu den frühen Sorten, die bereits im zeitigen Frühjahr gesetzt werden können. Zuviel Hitze in der Zeit des Wurzelwachstums lassen ihn jedoch holzig werden. So könnte der Klimawandel mit zu heißen Frühlingstagen den Bestand dieser alten Kultursorte gefährden.
Noch aber halten einige Bamberger Gärtner am Bamberger Rettich fest und nehmen dafür sogar die Mühe auf sich, die Samen selbst heran zu ziehen. Man kann diese also nicht im Handel kaufen, wohl aber werden einige wenige Jungpflanzen auch für die Kultur im eigenen Garten angeboten.
Im Ursprung geht der europäische Gartenrettich auf Wildformen zurück, die schon in antiker Zeit von Griechen und Römern kultiviert wurden. Man aß diese frühen Formen bereits als Salate mit Öl und Essig. Vermutlich wurden sie dann über die Gartenkulturen der frühen Klöster nach Nordeuropa gebracht und schon bald auch in Hausgärten angebaut. Rettiche sind ein guter Vitamin- und Mineralienspender. Die Volksmedizin schätzte sie wegen des enthaltenen Senföls bei Katarren der Atemwege oder zur Anregung der Verdauungssäfte. Gerade letzteres erklärt vielleicht auch seine Beliebtheit als leichtes abendliches Essen mit Brot, Butter und Salz zu einem frischen Bier, weshalb man den Rettich auch Bierwurz nannte. So findet man den Bamberger Rettich auch heute noch als traditionelle Brotzeit im Angebot einiger Bierkeller und Brauereigaststätten.
Aufbewahrung / Haltbarkeit:
Frische Rettiche können ein paar Tage kühl und dunkel – aber nicht im Kühlschrank – gelagert werden. Aufgeschnitten und eingesalzen sollte ein Rettich bald verzehrt werden.
Jahreskalender:
Sie können die Spezialität im Frühjahr und im Sommer genießen.
Genusstipp:
Rettich wird in feine Scheiben geschnitten, gut gesalzen, so dass er Wasser zieht. Dadurch werden die enthaltenen ätherischen Senföle gelöst, was den Rettich im Geschmack milder macht. Stilecht schneidet man den Rettich als Spirale, wobei die einzelnen Schnitte schräg von oben und unten so gesetzt werden, dass sich die Wurzel fächerartig aufziehen läßt.
Literatur:
http://de.wikipedia.org/wiki/Garten-Rettich
Autoren:
Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt