Fränkische Schweiz: Osterbrunnentour
Fränkische Schweiz
Das Schmücken der Brunnen in der Osterzeit ist ein schöner Brauch, der vor allem in der Fränkischen Schweiz, aber auch in einigen Ortschaften des Fichtelgebirges, des Bamberger Landes und am Obermain gepflegt wird.
Mit der Osterzeit wird die Auferstehung Christi und Wiederkehr des Lebens gefeiert. In der Natur ist jetzt der Winter überwunden und Pflanzen und Bäume erwachen zu neuem Leben. Nicht zuletzt beginnen auch die in der Kälte erstarrten Quellen und Brunnen wieder zu sprudeln. So ist wohl ein wichtiger Grund für das Schmücken von Brunnen und Quellen zur Osterzeit im Wissen um die Bedeutung des Wassers für das Leben zu sehen.
Rund um den Markt Gößweinstein werden in der Osterzeit Führungen zu den schönsten geschmückten Brunnen der Region angeboten. Unter http://www.ferienzentrum-goessweinstein.de/natur-kultur/osterbrunnen/tourenvorschlaege/ findet man dazu Kartenmaterial und ausgearbeitete Tourenvorschläge.
Vor Einrichtung der öffentlichen Wasserversorgung war das Wiedererwachen der Quellen aus der winterlichen Erstarrung auf den wasserarmen Hochebenen der Fränkischen Schweiz ein Anlass, das sprudelnden Nass besonders zu ehren. Die wenigen Quellen und künstlich angelegten Sammelbecken (Hüllen, Zisternen) wurden hier gehegt und gepflegt. Trockneten sie aus, musste im Sommer das Wasser für Mensch und Tier häufig von den Quellen des Talgrundes manchmal kilometerweit entfernt heraufgeschafft werden. So erzählt es u.a. eine Tafel am Trainmeuseler Brunnen auf dem Jura. Dieser war die einzige Quelle auf der Hochfläche im Gebiet des Marktes Wiesenttal, die mit den vorhandenen Hüllen und Dolinen (künstliche oder natürliche Sammelbecken für Oberflächenwasser) im Umkreis von 46 qkm 22 Gemeinden versorgte. Das Wasser musste von den Bewohnern dieser Region jeden Tag nach Hause getragen oder gefahren werden. In besonders regenarmen Jahren wurde der Brunnen sogar gesperrt und das Wasser den Bedürftigen nur stundenweise zugeteilt. Ähnliches wird auch von vielen weiteren sogenannten Hungerbrunnen auf dem Jura berichtet. Als in Engelhardsberg 1913/14 eine Wasserleitung verlegt wurde, war dies der Anlass, den neu entstandenen öffentlichen Brunnen erstmals zu schmücken.
Eine genaue Datierung des Brauchtums rund um das Schmücken der Brunnen ist nicht möglich Im Bayreuther Land ist das Schmücken der Brunnen schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts belegt. (http://www.nordbayern.de/region/forchheim/brunnen-im-dorf-wurden-gehegt-und-gepflegt-1.2726206). In Aufseß schmückte man um 1909 einen ersten Osterbrunnen. Auf jeden Fall besteht anfänglich ein Zusammenhang zwischen den notwendigen Pflegemaßnahmen an den kostbaren Brunnen und Quellen in den Trockengebieten der Fränkischen Schweiz und der Idee, sie nach der winterlichen Kälte zu Ostern besonders zu schmücken. Nach Einrichtung der Hauswasserversorgung wurde das Brunnenschmücken eine Zeitlang vernachlässigt. Erst in den 1980er Jahren erwachte der Brauch im Zuge eines neuen Heimatbewusstseins wieder zum Leben und wird heute auch außerhalb der Fränkischen Schweiz gepflegt.
So haben sich in vielen Orten Oberfrankens Menschen aller Altersgruppen zusammengeschlossen, um „ihre“ Brunnen österlich zu schmücken. Wie in alter Zeit beginnt dies teilweise bereits um den Palmsonntag oder in der anschließenden Karwoche. Dazu werden die Brunnen zunächst gesäubert (das sog. „Brunnen fegen“). Übten diese Tätigkeit früher extra bestellte „Feger“ aus, so tun dies heute entweder die den Brunnen schmückenden Frauen oder deren Ehemänner, manchmal im Verein organisiert. Danach wird die Anlage geschmückt, im Volksmund spricht man dabei vom „Brunnen putzen“. Als Schmuck dienen ausgeblasene und das Jahr über gesammelte Eierschalen, die einfarbig oder auch künstlerisch bemalt und verziert werden. Zum Schmuck gehören weiterhin einzelne oder büschelweise gebundene Papierbänder, die so genannten „Pensala“, und Girlanden aus Fichtenzweigen, die um etwaige vorhandene Brunnentröge gewunden oder zu Gerüsten und Kronen geflochten werden. In vielen Orten ziert zusätzlich echter Blumenschmuck die Osterbrunnenanlage.
Ein „durchschnittlicher“ Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz umfasst etwa 80 laufende Meter Girlandenschmuck (aus Fichtenzweigen gebundene Bögen) und 1800- 2000 bemalten Eierschalen. Mindestens einen Tag (je nachdem wie viele Menschen mithelfen) dauert es, die Girlanden zu binden (etwa 20 cm lange Fichtenzweige werden mit Draht um eine Eisenstange gebunden), einen halben Tag dauert das Aufstellen des Gerüstes, einen Tag dauert das Schmücken der Girlanden mit den vorher in zahllosen Stunden handbemalten Eierschalen heimischer Hühner. Dazu kommt vielfach noch umfangreicher Blumenschmuck. Das Bemalen einer Eierschale dauert in der Regel mindestens zwischen ein und zwei Stunden. Die ausgeblasene Eierschale wird mit Essig gereinigt, danach wird das Motiv mit Bleistift vorgezeichnet, anschließend bemalt und mit Haltestab (zum Stecken) oder Fäden zum Aufhängen versehen, danach wird die Eierschale mit einem wetterfestem Lack versiegelt.
Im Internet finden sich z.B. unter
http://www.fraenkische-schweiz.com/info/osterbrunnen.html;
http://dasoelschnitztal.jimdo.com/osterbrunnen/;
http://fichtelgebirge.bayern-online.de/die-region/highlights/osterbrunnen-im-fichtelgebirge/
Listen der Orte, an denen Osterbrunnen geschmückt werden. Die tatsächliche Anzahl ist jedoch größer.
Unter http://www.ferienzentrum-goessweinstein.de/natur-kultur/osterbrunnen/tourenvorschlaege/ findet man Tourenvorschläge zur Besichtigung schöner Brunnenanlagen.
Kulinarisches:
Das Schmücken der Osterbrunnen hat in ganz Oberfranken einen unmittelbaren Bezug zur Symbolik rund um das Osterfest. So wird das lebenspendende Wasser zunächst auf das Wort Gottes und die Frohe Botschaft der Auferstehung Christi bezogen.
Darüber hinaus war die Bedeutung des Wassers als lebensspendendes Naß für die Bewohner der eher wasserarmen Juradörfer von ganz unmittelbarer Erfahrung. So hat natürlich das Wasser einen besonderen Bezug zu jeglicher Erzeugung von Lebensmitteln, was den bewohnern des Landes in tockenen oder zu nassen Jahren stets unmittelbar vor Augen steht.
Auch wenn es keinen direkten Zusammenhang zwischen kulinarischem Brauchtum und dem Schmücken der Osterbrunnen selber gibt, gehören Eier- oder Palmbrezeln, die an einzelnen Fastensonntagen, wie dem Sonntag Laetare oder dem Palmsonntag gebacken werden, in den jahreszeitlichen Kontext.
Termin:
Unter: http://www.fraenkische-schweiz.com/uploads/dateien/pdf/Osterbrunnen2013.pdf findet man eine Datei, die verzeichnet, von wann bis wann die Brunnen der Fränkischen Schweiz geschmückt werden.
In der Mehrzahl werden die Brunnen in der Woche vor Ostern geputzt und bleiben in ihrem Schmuck mindestens bis zum Weißen Sonntag erhalten.
Links:
http://www.ferienzentrum-goessweinstein.de/natur-kultur/osterbrunnen/tourenvorschlaege/
http://www.fraenkische-schweiz.com/info/osterbrunnen.html
http://dasoelschnitztal.jimdo.com/osterbrunnen/
http://fichtelgebirge.bayern-online.de/die-region/highlights/osterbrunnen-im-fichtelgebirge/
Erlebnis
Fränkische Schweiz: Osterbrunnentour