Fränkische Schweiz: Rund um Kunreuth, Weingarts und Regensberg
Fränkische Schweiz
Südlich des sagenumwobenen Walberla und nicht weit vom Steilanstieg des nicht minder geheimnisvollen Hetzles (Hetzleser Berg) entfernt, liegt die Gemeinde Kunreuth mit den Ortsteilen Weingarts und Regensberg. Heute Teil der Verwaltungsgemeinschaft Gosberg, blicken alle drei Ortsteile auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück, die sich an vielen Spuren in der reichhaltigen Kulturlandschaft eindrucksvoll abzeichnet.
Auf Initiative von Studierenden der Universität Erlangen-Nürnberg unter Dr. Andreas Otto Weber, Prof. Dr. Werner Bätzing und Dr. Karin Weber wurden diese landschaftlichen und kulturhistorischen Zeugnisse 2001 zu einem „Kulturweg“ zusammengefasst und kenntnisreich erläutert. Der „Kulturweg Kunreuth“ lädt nun zu einer erlebnisreichen Wanderung durch Geschichte und Gegenwart der malerisch gelegenen Orte ein.
Wie so oft in Oberfranken, lässt sich die Spurensuche in Kunreuth ideal durch „Messer und Gabel“ ergänzen. Denn entlang des Weges finden sich nicht nur viele Hinweise auf die Erzeugung von Lebensmitteln in vergangenen Zeiten. Auch heute noch laden Gaststätten, Bauerncafés und die Hofläden der ansässigen Direktvermarkter zur genussvollen Einkehr ein.
Über den Kulturweg Kunreuth informiert eine ansprechend gestaltete Broschüre unter:
http://kunreuth.vg-gosberg.de/index.php?id=0,207.
Verschiedene Links zu den Ortschroniken vertiefen die historischen Informationen und machen deutlich, dass man sich hier auf tatsächlich uraltem Kulturboden befindet (http://www.vg-gosberg.de/index.php?id=0,112).
Ebenso hilfreich und mit vielen interessanten Details ausgestaltet ist der Wanderführer „Kulturerlebnis Fränkische Schweiz“ der gleichnamigen Lokalen Aktionsgruppe, erschienen im Verlag des Kulturamtes des Landkreises Forchheim (siehe Literaturhinweise). In die Region um Kunreuth führt der Themenweg 19 (Auf der Panoramarunde).
Wir möchten diese ausführliche Tourenbeschreibung durch einige kulinarische Hinweise ergänzen.
Kulinarisches:
Wer zur Obstblüte oder in der Zeit der Kirschenernte Kunreuth besucht, erkennt schnell, dass das Gemeindegebiet mit zum größten Süßkirschenanbaugebiet weltweit gehört. Ausgehend von der karolingischen Pfalz Forchheim und dem Kloster Weißenohe hat der Obstanbau in der Region eine bis ins Mittelalter zurück gehende Tradition. Auch Geistliche und Lehrer unterrichteten die Dorfbevölkerung der kleinen Orte in der Anlage und Pflege von Obstbäumen, um die Versorgung der Haushalte durch Obst zu verbessern. Tradition haben in der Region hochstämmige Bäume, die es ermöglichten, dass man Wiesen und Äcker noch nutzen konnte, bevor das Obst reifte. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich allmählich der Plantagenanbau mit Niedrigstammkulturen durch.
Trotz der einfacheren Bewirtschaftung der Intensivobstplantagen prägen nach wie vor ausgedehnte Streuobstwiesen mit alten hochstämmigen Obstbäumen das schöne Landschaftsbild rund um Kunreuth. In früheren Zeiten wurde ein Teil der Obsternte, vor allem Äpfeln, Birnen und Zwetschgen, zur Haltbarmachung getrocknet. In Kunreuth ist noch eine alte Obstdarre des 19. Jahrhunderts erhalten, wie sie ursprünglich wohl auch an anderen Orten zu finden war. Das Gebäude umfasst in einem aus Stein gemauerten Teil den Dörrofen sowie in einem Fachwerkteil einen geräumigen Arbeitsraum. Zum Dörren entzündete man ein Feuer unter einer Steinplatte, auf der das Dörrgut ausgebreitet wurde. Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurde Dörrobst aus der Region bis nach Erlangen, Nürnberg, Bayreuth und Eger geliefert.
Dörrobst, auch Hutzeln genannt, wird als Beilage zu vielen bodenständigen Gerichten verwendet. Beispielsweise aß und isst man Hefe-, Grieß- und Kartoffelklöße oder verschiedene Aufläufe traditionell gerne mit einer Soße aus eingeweichtem Dörrobst. Auch für das Kletzen- oder Hutzelbrot werden verschiedene Sorten Dörrobst verwendet. Inzwischen hat die moderne Kühltechnik die Obstdarren abgelöst. In einigen Haushalten sowie bei verschiedenen Direktvermarktern wird aber auch weiterhin ein Teil der Obsternte getrocknet. Zu den besonderen Angeboten gehören neben Äpfeln, Birnen und Zwetschgen auch getrocknete Süßkirschen (z.B. im Hofladen von Micha Engelhardt (Edelbrennerei Geist-Reich), Weingarts 20, 91358 Kunreuth).
Eine klassische Verwertung der anfallenden Obst- und Beerenfrüchte in der Fränkischen Schweiz ist aber natürlich die Schnapsbrennerei, die wie in vielen Orten in der Region auch rund um Weingarts eine lange Tradition hat. Schon 1351 berichtet der fränkische Apotheker Hieronymus Burkard von der Kunst der Branntweinherstellung, die er in Italien erlernt hatte. Tatsächlich wurden Destillate ursprünglich vor allem zur Arzeneimittelherstellung verwendet. Erst ab dem 16. und 17. Jahrhundert wurde Branntwein auch in Wirtshäusern ausgeschenkt und sein übermäßiger Genuss damit manchmal zu einem verbreiteten Laster.
Stand bei vielen Brennberechtigten mit eigenem Obstgarten früher die Verwertung von nicht lagerfähigem Obst und Fallobst im Mittelpunkt, spielen heute sorgfältige Auslese, Qualität der Früchte und optimale Reifegrade im Qualitätsmanagement der Edeldestillen am Ort die entscheidende Rolle. Längst hat der Genussmarkt edle Brände, Geiste und Liköre als Premiumsprodukte entdeckt. Deshalb entstehen bei den Destillateuren rund um das Walberla nur hochwertige Brände aus sorgfältig verlesenen Früchten, insbesondere von Streuobstwiesen und Wildhecken in der Fränkischen Schweiz. Dabei geht der Trend zu sortenreinen Bränden mit Herkunftsnachweis oder Jahrgangsbränden. Auch viele der um Kunreuth und Weingarts ansässigen Edelbrenner betreiben einen Haus- bzw. Hofladen und bieten die Möglichkeit zur Verkostung ihrer edlen Destillate. Wer mehr über die Kunst der Destillation und die ideale Form des Trinkgenusses erfahren möchte, kann bei den meisten Anbietern ein Sensorikseminar buchen oder eine Schaubrennerei besuchen. Jeweils am 3. Oktobersonntag öffnen rund um das Walberla viele Destillateure am Tag der offenen Brennerei ihre Türen und bieten den zahlreichen Gästen Kostproben ihrer edlen Brände zu weiteren kulinarischen Köstlichkeiten an.
Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.walberla.de/uploads/pdf/WEB_Schnapsbrenner_2013-1.pdf
Folgende Brennereien in Kunreuth und Weingarts öffnen gerne ihre Türen:
Die Brennerei „Schnapsbartel“, gleich gegenüber vom Schloss in Kunreuth. Hier findet der Liebhaber bei telefonischer Terminvereinbarung vielfach prämierte, sortenreine Edelobstbrände und Liköre wie z.B. limitierte Mengen an Vogelkirschbrand, Sauerkirschwasser, Wildkirschwasser usw. sowie legendäre Spirituosen wie den „Hofgeist“ und den „Schwergewichtigen Franken“!
In der Brennerei des Obsthofes Feesenhof in Weingarts erhält man ebenfalls vielfach prämierte Brände, die nur von Obst aus eigenem Anbau hergestellt werden. Auch Obst verschiedener Sorten ist von Juni bis Januar je nach Saison ab Feld oder im Hofladen frisch erhältlich. Zu den gebrannten Spezialitäten zählen Williams-Christ-, Kirsch- und Mirabellenbrand, Schokoladengeist sowie als weitere Spezialität der legendäre Charlemagner, ein fränkischer Apfelsekt, der nach dem Champagnerverfahren hergestellt wird.
Auch in der Brennerei „Geist-Reich“ mit Hofcafé und Hofladen in Weingarts werden vielfach prämierte Obstbrände nach althergebrachter Tradition in der eigenen Hausbrennerei hergestellt. Ausgesuchte vollreife Früchte aus eigenem Anbau, die im Hofladen auch direkt verkauft werden, garantieren einen edlen und fruchtigen Geschmack. Zu den Spezialitäten gehören Fränkische Sußbirne, Quittenwasser, Topinamburbrand, Rhabarberlikör, Williamsbirnenlikör sowie fruchtige Aufstriche und Gelees, Chutneys, getrocknete Kirschen und Birnen. Im Terassen-Hofcafé serviert Inhaberin Michaela Engelhardt traumhafte hausgemachte Kuchen und Torten zu frisch gebrühtem Kaffee. Und wer mag, kann hier auch gleich einen edlen Brand oder fruchtigen Likör verkosten.
Besondere Erwähnung verdient die Gastronomie in Kunreuth. Liebhaber traditioneller Wirtshauskultur finden im Gasthaus „Zum Schloss“ in Kunreuth eine gute Adresse. Im alten Fachwerkhaus ist die holzgetäfelte Gaststube von der umlaufenden Lamperie über Holzbänken, Tische und Stühle bis zu Wanduhr, Spiegel und Deckenlampen traditionell und urgemütlich eingerichtet. Auch das Angebot kalter und warmer Speisen mutet fast schon wie eine kleine Zeitreise an. Wirtin Heidi Derbfuß kocht, bäckt und brät am liebsten mit ihrem alten Holzherd, einfach weil’s besser schmeckt. Wenn möglich, verwendet sie in ihrer Küche Produkte aus der Region. Fleisch und Wurst kommen aus der Metzgerei Hans Derbfuß in Gräfenberg. Neben klassischen Brotzeiten stehen z.B. regelmäßig die typischen fränkischen Bratengerichte sowie Schäufela, Wild- und Geflügelspezialitäten auf der Speisekarte. Mehrere Auszeichnungen bürgen für die hohe Qualität des Angebots. Dazu kommen selbstangebaute „Erdäpfel“ und – in der Saison – Obst aus eigenen Obstgärten, das als leckeres Dessert oder in Form von hausgemachten Kuchen und Torten den Weg auf den Wirtshaustisch findet. Wer mag, kann sich auch für zuhause einen Vorrat mitnehmen.
Wer traumhafte Aussichten genießen möchte und den Weg nach Regensberg hinauf gemacht hat, lässt sich im Berggasthof Hötzelein mit Panoramablick über das Troppachtal in Richtung Walberla kulinarisch verwöhnen. Ursprünglich stand der Berggasthof in enger Verbindung mit dem (fast) verschwundenen Schloss in Regensberg. Schon im 19. Jahrhundert kamen Wanderer hierher, um die wahrhaft traumhafte Aussicht beim hausgebrauten Bier zu genießen, das man damals noch in den Kellern der alten Burg lagerte. Auch ein viel besuchter Tanzsaal ist als Attraktion belegt. Heute hat sich der Berggasthof zu einem modernen Gastronomie- und Hotelbetrieb entwickelt, der sich gleichwohl der Tradition verpflichtet weiß. In der ausgezeichneten Küche dominieren regionale Produkte und fränkische Gerichte sowie ausgefallene Spezialitäten. Neben klassischen fränkischen Braten vom Rind und Schwein, stehen je nach Saison auch hervorragende Wildgerichte aus heimischen Revieren, Fischspezialitäten aus den Gewässern der fränkischen Schweiz, Lamm und Geflügel sowie Spargel, Kürbis und vieles mehr auf der Speisekarte. Ebenso verwöhnen Brotzeiten, verschiedene Bratwurstspezialitäten sowie hausgemachte Torten und Kuchen die Gäste. Auch im Angebot verschiedener Bierspezialitäten und Weine steht Fränkisches an erster Stelle. Und wer nicht Auto fahren muss, schließt den kulinarischen Genuss gerne mit einem hausgebrannten Schnaps ab.
Nahe der alten Burgruine in Regensberg liegt der bei Wanderern und einheimischen Stammgästen beliebte Landgasthof Bauernschmitt. Auch hier ist das Angebot an Speisen und Bieren fränkisch-regional und von gediegener Qualität.
Im benachbarten Zwetschgenstübla serviert Wirtsfamilie Harrer schließlich reichhaltige hausgemachte Brotzeiten. Gerne darf man dazu verschiedene Brände aus der eigenen Brennerei probieren.
Saison:
ganzjährig
Anbieter
Brennerei Schnapsbartel – Norberd Engelhardt
Mühlweg 2
91358 Kunreuth
Dienstlich (direkt): 09199 343
Fax: 09199 698 163
e-mail: schnapsbartel@t-online.de
Internet: www.brennereien.walberla.de/schnapsbartel/
Engelhardt, Michaela – Terrassencafé und Brennerei Hofladen „Geist-Reich“
Weingarts 20
91358 Kunreuth
Dienstlich (direkt): 09199 697071
Fax: 09199 697403
e-mail: micha@maigisch-destille.de
Brennerei und Obsthof Feesenhof
Weingarts 11
91358 Kunreuth (Weingarts)
Dienstlich (direkt): 09199 366
Fax: 09199 698091
e-mail: georg.beutner@t-online.de
Internet: www.feesenhof.de
Landgasthof Bauernschmitt
Regensberg 8
91358 Kunreuth (Regensberg)
Dienstlich (direkt): +49 9199 219
e-mail: landgasthof-bauernschmitt@walberla.de
Zwetschgenstübla (Familie Harrer)
Regensberg 5
91358 Kunreuth (Regensberg)
Dienstlich (direkt): 09199 379
Internet: http://www.vg-gosberg.de/index.php?id=0,131
Weitere Veranstaltungen:
Am 3. Sonntag in Oktober laden viele Brennereien in der Fränkischen Schweiz zum Tag der offenen Brennereien ein. Näheres finden Sie hier: http://www.schnaps-brennerei.com/
Links:
http://fgg-erlangen.de/fgg/ojs/index.php/mfgg/article/download/39/28
http://www.vg-gosberg.de/index.php?id=0,79
Literatur:
Wanderführer Kulturerlebnis Fränkische Schweiz, 23 Themenwege und 12 Rundwege durch eine verlokende Kulturlandschaft,Toni Eckert, Manuela Kraus, Gernot Wildt, hg. Von der Lokalen Aktionsgruppe Fränkische Schweiz, Kulturamt des Landkreis Forchheim 2012
Erlebnis
Fränkische Schweiz: Rund um Kunreuth, Weingarts und Regensberg