Himmelkron: Promenieren auf der Baille-Maille-Allee

Landkreis Kulmbach
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Ein beeindruckendes Kultur- und Naturdenkmal, das einst zu den schönsten seiner Art in Deutschland gezählt wurde, pflegt der Förderkreis zur Erhaltung und Verschönerung der Kulturlandschaft im Bereich der Gemeinde Himmelkron. Die berühmte Baille-Maille-Lindenallee nahe dem alten Zisterzienserkloster und nachmaligen markgräflichen Sommerschloss Himmelkron wurde 1662/63 unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth im Rahmen der barocken Umgestaltung der Gesamtanlage als Spielbahn für das Gesellschaftsspiel „Jeu de mail“ (Mail-Spiel)angepflanzt.

Nachdem diese alte Allee 1792 der Axt preußischer Sparwut zum Opfer gefallen war, gründete sich fast 200 Jahre später ein Förderkreis, der in vorbildlichem bürgerschaftlichem Engagement immense Mittel zum Ankauf des alten Grundstücks und zur Neupflanzung einer vierreihigen Allee mit insgesamt 600 Lindenbäumen aufbrachte. Der letzte Baum konnte am 28.4.1992, also genau 200 Jahre nach Abholzung der barocken Allee, vom damaligen Regierungspräsidenten Dr. Erich Haniel gepflanzt werden.

Seither ist die Baille-Maille-Lindenallee von Himmelkron wieder ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Neben der Nutzung bei privaten Feierlichkeiten oder zum Spazierengehen unter dem schattigen Blätterdach finden hier neben einer Garten- und Kunstmesse im Juli auch Kulturveranstaltungen in drei neu aufgestellten Pavillons statt. Damit ist die Allee dank gemeinschaftlicher Anstrengung wieder ein Ort geselliger Begegnung geworden und aus dem Leben der Gemeinde Himmelkron einfach nicht mehr wegzudenken.

Die geistliche Geschichte des ehrwürdigen Zisterzienserinnenklosters Himmelkron endete 1545 mit dem Übertritt des Bayreuther Markgrafenhauses zur Reformation. Im Anschluss wird die Klosteranlage allmählich in ein Jagdschloss umgewandelt und unter Markgraf Christian Ernst (1644-1712) zur stattlichen Sommerresidenz ausgebaut. Um gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen, galt es dabei nicht nur Räumlichkeiten, wie den Roten-Adler-Saal, prunkvoll auszustatten, sondern auch Möglichkeiten für gesellschaftliche Vergnügungen zu schaffen. Dazu gehörte die ab 1662 angepflanzte vierreihige Lindenallee mit etwa 800 Bäumen, die von der alten Dorfbrücke über den Weißen Main bis zur sogenannten Fürstenbrücke oder Baille-Maille-Brücke führte.

Das Baille-Maille-Spiel, eine Art Kricket, war beim Hochadel der Zeit äußerst beliebt. Man spielte es vorzugsweise in extra dazu angepflanzten Alleen, die nicht nur wohltuenden Schatten spendeten, sondern als wichtige Gestaltungselemente barocker Gärten und Landschaften auch ein Beispiel für die Durchdringung der Natur durch die fürstliche Allmacht darstellten. Das Mail-Spiel, im italienischen „palla a maglio“ und im französischen Sprachgebrauch „boulemail“ genannt, war im 17. und frühen 18. Jahrhundert ungemein en vogue. Berühmte Anlagen gab es u.a. in Paris, Nancy, Den Haag, Utrecht, Nymphenburg, Schwetzingen usw. Zur Zeit der Markgräfin Wilhelmine wird die Allee in Himmelkron wiederholt geradezu euphorisch beschrieben. Neben dem Ballspiel nutzte man sie auch für Theateraufführungen, die man hier unter schattigem Laubdach genießen konnte.

Nach der Abdankung des letzten Markgrafen Karl Alexander fiel die Schlossanlage in Himmelkron an die neuen preußischen Landesherren, die im aufgeklärten Geist mit der Lindenallee als Anlage unnützer Spielleidenschaft nichts mehr anzufangen wussten. Deshalb wurden die rund 800 prachtvollen Lindenbäume zur Abholzung bestimmt. Als sich die Einwohner des Dorfes Himmelkron weigerten, dieses Zerstörungswerk vorzunehmen, musste ein Füsilier-Bataillon dazu eingesetzt werden.

Die Erinnerung an die schöne Allee blieb in Himmelkron jedoch über die Jahrhunderte erhalten, bis sich 1984 schließlich ein Förderkreis mit dem Ziel gründete, die Allee wieder anzulegen. Dazu bedurfte es freilich eines erheblichen finanziellen Kraftaktes, vom Kauf des alten Grundstückes bis zur Neuanpflanzung von über 600 Lindenbäumen, bis die Anlage 1992 mit der Pflanzung der letzten Linde durch Regierungspräsident Dr. Erich Haniel vollendet werden konnte. Hinter den 600 neu gepflanzten Linden stehen 600

Persönlichkeiten aus dem Kulmbacher Land, aus Oberfranken und von noch weiter her als Sponsoren. Alle Linden sind mit den Namen der Spender ausgezeichnet.
Inzwischen sind die Linden schon wieder gut herangewachsen und strecken ihre Äste allmählich wieder zum schützenden Blätterdach über die Allee. Daran freuen sich Einheimische wie Gäste, die hier Spaziergänge genießen oder zu verschiedenen Veranstaltungen kommen. Seit 2004 ist die Allee gewissermaßen auch Ausstellungsraum geworden. Unter dem Motto: “Kunst in der Baille-Maille-Allee” wurden hier inzwischen mehrere Skulpturen hervorragender Künstler aus der Region aufgestellt. Zu einer besonders attraktiven Veranstaltung hat sich seit einigen Jahren die stets am 3. Sonntag im Juli stattfindende Garten- und Kunstmesse in der Baille-Maille-Allee entwickelt, zu der ausgewählte Handwerker und Künstler ihre Erzeugnisse anbieten. Inzwischen kommen zu diesem Anlass mehrere 1000 Besucher nach Himmelkron.

Für das Jahr 2014 plante der Förderkreis zur Erhaltung und Verschönerung der Kulturlandschaft Himmelkron zu seinem dreißigjährigen Jubiläum die Baille-Maille-Allee zu einem Ort der regelmäßigen Kulturveranstaltungen aufzuwerten. Drei jetzt schon bestehende Pavillons sollen dann regelmäßig bespielt werden und damit die Vollendung der Lindenallee in einem weiteren Investitionsschritt krönen. 2016 war die Baille-Maille-Allee Außenstelle der Landesgartenschau Bayreuth und zog dabei besonders viele Gäste an.

2021 erschien das Buch von Reinhard Stelzer „Die Baille-Maille-Lindenallee zu Himmelkron – Vom Wiedererstehen eines europäischen Kulturdenkmals“. Erhältlich ist es beim Förderkreis und bei der Gemeinde Himmelkron.

Kulinarisches:

Die Baille-Maille-Allee in Himmelkron eignet sich mit der benachbarten Kloster-und Schlossanlage sowie dem schönen Kräutergarten ideal als Ausflugsziel einer erlebnisreichen Landpartie.

Ab Mai laden Himmelkroner Vereine zum „Sonntagscafe“ in die Lindenallee ein. Zur Garten- und Kunstmesse am 3. Sonntag im Juli oder bei verschiedenen Veranstaltungen des Himmelkroner Kultursommers ist die Lindenallee inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel. Viele Besucher kommen aber auch einfach nur vorbei, um unter dem schattigen Blätterdach der Linden spazieren zu gehen. Ein besonderer Genuss ist dies natürlich vor allem im Frühjahr zur „Frühlingssinfonie in Blau“, wenn tausende Blausternchen erblühen, und in der Zeit der Lindenblüte, wenn die Bäume sich in eine wundervolle Duftwolke hüllen.

Den von fleißigen Bienen gesammelten Honig der Himmelkroner Lindenbäume kann man bei Veranstaltungen erwerben. Zu besonderen Terminen, wie bei der Garten- und Kunstmesse, werden den Besuchern auch verschiedene fränkische Spezialitäten geboten. Zu weiteren besonderen Terminen, wie z.B. beim Straßenfest am Pfingstmontag, wird von den Himmelkroner Hobbybierbrauern ein würziges, dunkles Schwarzbier, Gramppus genannt, ausgeschenkt. Für alle Freunde origineller fränkischer Biergenüsse sind diese Termine fast schon ein Muss.

Termin:

Die Garten- und Kunstmesse in Himmelkron findet am 3. Sonntag im Juli statt. Veranstaltungsort ist die Baille-Maille-Allee.

Der „Wohlfühlnachmittag“ findet jährlich an Christi Himmelfahrt statt. Von 14.00-17.00 Uhr wird Entspannendes und Kulinarisches angeboten.

Weitere Veranstaltungshinweise finden Sie auf der Homepage des Förderkreises unter http://www.die-lindenallee.de/ oder bei der Gemeinde Himmelkron unter http://www.himmelkron.de/aktuelles.html

Saison:

ganzjährig

Links:

http://www.himmelkron.de/
http://www.die-lindenallee.de/Broschur-Himmelkron-web.pdf

Erlebnis

Himmelkron: Promenieren auf der Baille-Maille-Allee

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