Kulmbach: Ein kulinarischer Stadtspaziergang durch die Altstadt von Kulmbach
Kulmbach
„Köstlich, Historisch, Liebenswert“, so wirbt das Label „Frankentourismus“ für die Markgrafenstadt Kulmbach. Und in der Tat, die malerische, nahe am Zusammenfluss von Rotem und Weißem Main gelegene Stadt kann in vielerlei Hinsicht überzeugen.
Beginnen wir mit dem imposanten Wahrzeichen der Stadt, der Plassenburg, die als architekturgeschichtliche Kostbarkeit weit über die Region hinaus bekannt ist. Im frühen 12. Jahrhundert begründet, fällt die Landesveste 1340 an die Hohenzollern, die sie bis ins 17. Jahrhundert zunächst als Residenz des Burggrafenamtes und später des Hohenzollerschen Fürstentums Kulmbach nutzten. Die Herrschaft der zuweilen streitlustigen Stadtherren geriet Kulmbach freilich nicht immer zum Besten. 1553/54 zerstört, wurden Stadt und Burg 1557/59 jedoch glanzvoll wieder aufgebaut. Der von Caspar Vischer errichtete Schöne Hof der Burg mit den Riesensäulen und aufwändig verzierten Arkadenbögen gehört seither zu den bedeutendsten Schöpfungen der deutschen Renaissance. Heute befinden sich verschiedene herausragende Museen in der weitläufigen Anlage (u.a. Armeemuseum Friedrichs d. Gr., Zinnfigurenmuseum, Museum Hohenzollern in Franken und Landschaftsmuseum Obermain). Im Schönen Hof finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt.
Steigt man von der Burg hinunter in die Stadt, laden winkelige Gassen und Fußwege zum beschaulichen Spaziergang. Teilweise erhalten ist die Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert mit vier Türmen. Das Gepräge der bürgerlichen Wohnhäuser und herrschaftlichen Repräsentationsgebäude, überwiegend auf mittelalterlichen Grundrissen nach 1553 wiedererrichtet, entspricht der Renaissance und dem barocken Markgrafenstil. Hervorzuheben auch aufgrund ihrer stadtgeschichtlichen Bedeutung sind die das Stadtbild dominierenden Burggüter sowie der Langheimer Amtshof von Leonhard Dientzenhofer, die Spitalkirche und das Rathaus von Joseph Saint-Pierre. Kulturgeschichtlich Interessierten sei empfohlen, einige Etappen auf einer beschilderten Wegestrecke der Spur des Malers Hans Suess von Kulmbach (um 1480 – 1522) zu folgen. Der bedeutende Renaissance-Künstler arbeitete zeitweilig in der Werkstatt Dürers und hat ein heute über viele Museen weltweit verstreutes Oeuvre hinterlassen.
Nach dem Anschluss an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn 1848 erlebte die Stadt ein enormes Wirtschaftswachstum. Insbesondere im Bereich des Brauereiwesens kam es zu bedeutenden Expansionen oder Neuansiedlungen großer, auf Export orientierter Unternehmen wie u.a. der Mönchshof-Brauerei, der Kulmbacher Brauerei sowie der ursprünglich als Mälzerei und Brauerei gegründeten IREKS (Johann Ruckdeschel et Söhne, Kulmbach), seit 1900 ein vor allem auf Backzutaten konzentriertes Unternehmen. Noch heute setzen die imposanten Industriebauten dieser Zeit, die sich an der Backsteinarchitektur preußischer Ordensburgen orientierten, markante Akzente im Stadtbild. Mit der Ansiedlung des Gewürzunternehmens RAPS-GmbH (1953) und Gründung des Max-Rubner-Instituts (MRI = Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, seit 2004 in Kulmbach) entwickelte sich die Stadt immer mehr zum Lebensmittelstandort in Deutschland.
Kulinarisches:
Kein Wunder also, dass Essen und Trinken in Kulmbach eine besondere Rolle spielen. So wirbt die Stadt neben vielen oberfränkischen Spezialitäten gerne mit der Kulmbacher Bratwurst, die hier aus einem sehr feinen Brät hergestellt und in einem Anisbrötchen, dem sogenannten Bratwurststollen, serviert wird. Dabei war es den Kulmbachern ein besonderes Anliegen, die Form des Brötchens mit der Länge der Bratwurst abzustimmen. Das „Stölla“ ist nämlich wenigstens zwei Mal so groß wie ein normales „Weggla“. Man isst es halb aufgeschnitten mit zwei Bratwürsten oder auch als schnelle Mittagsmahlzeit im Ganzen mit drei Bratwürsten belegt. Eine typische Bestellung am Würstl-Stand lautet in Kulmbach also: „A Boor in an Halbn“ (zwei Bratwürste in einem halben Bratwurststollen) oder „Drei in an Ganzn“ (drei Bratwürste in einem ganzen Stollen).
Darüber hinaus bieten Bäcker und Metzger viel fränkisch-traditionelles und althergebrachtes, das hier seinen ganz besonderen Geschmack bewahrt hat. Zu Ostern dürfen Butterzöpfe und Osterbrot auf keinem Frühstückstisch fehlen. In der Kerwa-Zeit verführen die Kulmbacher Pfannkuchen (Küchla oder Krapfen), die wirklich unvergleichlich schmecken. Ab Ende November bis Aschermittwoch oder Gründonnerstag bäckt man in Kulmbach wunderbar aromatische Anisbrezeln. Und in der Advents- und Weihnachtszeit gehören Lebkuchen, Stollen und andere Gebäckspezialitäten einfach zum gemütlichen Lebensgefühl.
Aber auch die typischen oberfränkischen Hefekuchen mit unterschiedlichem Belag, Torten und feine Confiserieprodukte sind immer eine süße Verführung wert. Und schließlich wird unser echtes fränkisches Landbrot aus hausgemachtem Natursauerteig von einigen Becken in Kulmbach mit viel Zeit und Liebe hergestellt. Es lohnt sich, einmal nachzufragen. Denn nichts schmeckt besser als Brot- und Backwaren aus echtem Schrot und Korn und nach alter Handwerkskunst gebacken, wie es Tradition ist in den Kulmbacher Bäckereien. Schau’n Sie doch einmal vorbei in Kulmbachs gemütlichen Backstuben!
Bei den Kulmbacher Metzgern lohnt es sich ebenfalls, nach oberfränkischen Spezialitäten mit regionaler Herkunft zu fragen. Aus der typischen Palette fränkischer Koch-, Brüh- und Dauerwürste kann man z.B. im Angebot der Metzgereien Kleinheinz, Ohnemüller und Schramm die Hausmacher-Leberwurst, Siede- und Speckwürste, Presssack rot und weiß, Brezenwürste sowie Rohpolnische, edle Schinkenspezialitäten und vieles mehr hervorheben. Wie das herzhafte Schmalzfleisch kann man die meisten Wurstspezialitäten auch im Glas eingekocht bekommen. Probieren sollte man übrigens unbedingt das Kulmbacher Zwiebelfleisch. Aus der sparsamen Resteküche kommend, beweist diese kalt eingelegte Spezialität kulinarische Raffinesse mit überzeugendem Ergebnis.
Besonders stolz sind die Kulmbacher auf ihr süffiges Bier, das schon Goethe gerne trank und sich per Postkutsche nach Weimar schicken ließ. Stolz führt man daher den Namen der heimlichen Hauptstadt des Bieres. Unter den Kulmbacher Brauereien fällt die Kulmbacher Brauerei AG schon allein wegen der Dominanz ihrer Betriebsgebäude im Stadtbild auf. 1996 aus dem Zusammenschluss der ehemals selbständigen Brauereien Reichelbräu, Sandlerbräu, Mönchshof und EKU hervorgegangen, ist die Kulmbacher Brauerei AG heute eine der führenden Pilsbrauereien Süddeutschlands. Dabei bekennt sich das Unternehmen zu seinen fränkischen Wurzeln und ist zugleich auf dem überregionalen Markt tätig. Unter dem Dach der Kulmbacher Brauerei werden heute über 30 verschiedene Biere eingebraut. Dazu gehört übrigens auch das im Brauereimuseum gebraute Museumsbier.
Daneben konzentriert sich die Kommunbräu Kulmbach als echte Handwerksbrauerei auf einen deutlich kleineren Absatzmarkt mit Schwerpunkt im eigenen Brauereiwirtshaus. Vor den Augen der Gäste wird hier das traditionell unfiltrierte, naturtrübe Hell- und Bernsteinbier gebraut. Außerdem zaubert der Braumeister jeden Monat eine andere ganz besondere Spezialität, die auf dem Kommunbräu-Bierkalender angekündigt wird. Über die Erzeugung süffiger Bierspezialitäten hinaus, schlägt das Herz der Kommunbräu insbesondere für die traditionell fränkische und kreativ junge Küche. „A gut´s Ess´n, a gut´s Bier und a wenig mit die Leit waaf´n“ – wie es auf der Homepage der Kommunbräu steht, ist hier echtes Anliegen, um den Gästen ein ganz besonderes (Wirtshaus-)Erlebnis zu vermitteln.
Außerdem werden in Kulmbach auch Biere der Brauerei Haberstumpf (Trebgast) sowie Schübel (Stadtsteinach) getrunken.
Schließlich wird in der heimlichen Hauptstadt des Bieres der Gerstensaft auch gerne zum Kochen verwendet. So entstand z.B. das Rezept für das Kulmbacher Bierfleisch, das mit einer Flasche kräftigem Eisbock, dem stärksten Biergenuss, zubereitet wird. Viele Wirte in Kulmbach servieren zum frischen Gerstensaft gerne typisch Fränkisches aus dem Ofenrohr, dem Kochtopf oder der Pfanne. Neben traditionellen Bratenstücken vom Rind oder Schwein stehen auch Lamm und Zicklein sowie Wild aus den naturbelassenen Revieren von Frankenwald und Fichtelgebirge auf den Speisekarten. Je nach Saison werden Karpfen, Forellen und andere Süßwasserfische zubereitet. Und wer altes Brauchtum schätzt, sollte zu Karfreitag einmal Stockfisch nach Kulmbacher Art probieren. Dieses originelle Gericht hat im nördlichen Oberfranken eine besondere Tradition und verbindet die Region unmittelbar mit Norwegen, Flandern, Kroatien und Italien. Und zu all diesen Köstlichkeiten trinkt man in Kulmbach natürlich gerne eine der zahlreichen Bierspezialitäten aus den ansässigen Brauereien. Nach fränkischer Art speisen können Sie in Kulmbach u.a. im Restaurant Hagleite, in den Traditionsgaststätten Zunftstube, Zum Petz und Weberhof, in der urigen Gastwirtschaft Zum Seelöwen, im Mönchshof Bräuhaus, im Wohlfühlgasthaus Einkehr zur Schmiede, im Bierhäusla, bei der Kommunbräu Kulmbach, in der Gaststätte Weinbrücke sowie im Schweizerhof am Rand der Stadt.
Ein ganz besonderes Erlebnis sollten sich diejenigen nicht entgehen lassen, die beim Essen und Trinken auch mal gerne hinter die Kulissen schauen wollen. Unter dem Motto „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich“ – gibt es im Kulmbacher Mönchshof seit dem Jahre 2008 das Bayerische Bäckerei- und Brauereimuseum zu bestaunen und zu besuchen. 1994 eröffnet, hat sich das Museum im alten Brauereikomplex zum regelrechten „Kulturzentrum“ in Sachen Bier und Brot entwickelt. Hier kann man sich nicht nur informieren, sondern an vielen interaktiven Stationen von der „Kunst des Bierbrauens“ bis zur „Gläsernen Brauerei“ und vom Backhäuschen des 17. Jahrhunderts über eine dreisöockige Mühle bis zum fertig gebackenen Brot mit allen Sinnen erleben, wie unsere fränkischen Spezialitäten entstehen. Und wer noch mehr erfahren möchte, findet in den zahlreichen Veranstaltungen des Museumspädagogischen Zentrums (MUPÄZ) bestimmt das Richtige. Ob Koch- und Backkurse, Vorführungen und Mitmach-Seminare, Ferienkurse und Gruppenerlebnisse, das Programm des MUPÄZ ist vollgepackt mit attraktiven Veranstaltungen. Im stimmungsvollen Ambiente der Adalbert-Raps-Gewürzbibliothek, die natürlich den Besuchern offen steht, lauscht man Vorträgen oder genießt exklusive Schaukochaktion.
Kommen wir schließlich noch zu den attraktiven Festen in Kulmbach, wie der berühmten Kulmbacher Bierwoche oder dem Altstadtfest, die jedes Jahr tausende von Besuchern nach Kulmbach locken. Hier kann man wirklich noch authentische Festkultur im stimmungsvollen Stadtambiente mit vielen kulinarischen Köstlichkeiten genießen, wie sie einfach nur Kulmbach zu bieten hat.
Termin:
Das Kulmbacher Altstadtfest wird jedes Jahr am ersten Juliwochenende gefeiert. Bereits seit 1980 verwandelt sich dazu die Kulmbacher Altstadt in eine große Festbühne. Zu einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm werden natürlich auch zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten geboten! Dabeisein ist hier Alles!
Die Kulmbacher Bierwoche beginnt immer am letzten Samstag im Juli. Das weltbekannte Kulmbacher Bier gibt den Anstoß, dass sich hier jedes Jahr seit 1939 neun Tage lang Gäste von Nah und Fern einfinden, um zusammen mit den Bierbrauern der Kulmbacher Brauereien das Bierfest feiern. Traditionell vereint die Bierwoche ein Angebot an vier Festbieren in den vier Ecken des Bierstadls, die jeweils von einem dafür ausgewählten Festwirt besetzt sind.
Die Kulmbacher Bierwoche gilt als eines der größten reinen Bierfeste Deutschlands und hat sich bis heute seine ursprüngliche Atmosphäre bewahrt.
Links:
http://www.kulmbach.de/xist4c/web/Tourismus_id_43_.htm
Erlebnis
Kulmbach: Ein kulinarischer Stadtspaziergang durch die Altstadt von Kulmbach