Leinleiter-, Wern- und Leidingshofertal: Eine Wanderung von Bahnhof zu Bahnhof
Landkreis Bamberg
Die wunderschöne Wanderung von Bahnhof zu Bahnhof ist ein toller Tipp des VGN. Sie können die Strecke von 13,5 bis 30 km wahlweise als gemütliche Tagestour, als ausgiebige Wanderung oder auch in zweitägigen Etappen zurücklegen. Entlang der Strecke locken zahlreiche Einkehrmöglichkeiten mit typischen fränkischen Spezialitäten.
Im nördlichsten Bereich des Verbundgebietes liegt zwischen Gasseldorf und Heiligenstadt das Leinleitertal. Diese Tour führt in der ersten Etappe zunächst entlang des Talgrundes, dann aber auch über dessen Höhenzüge, wie z. B. auf den Veilbronner Höhenweg nach Veilbronn.
Durch das Werntal, einem kleinen, lieblichen Seitental, erreicht man über einen herrlichen Aussichtspavillon Heiligenstadt, das erste Etappenziel. Der Weg zurück führt wieder nach Veilbronn, dann ein Teilstück entlang des Frankenweges bis vor Störnhof, bleibt hier auf der Hochfläche und erreicht direkt die Burgruine in Streiberg. Nach der Binghöhle bildet der Hummerstein mit seinem herrlichen Aussichtsplateau – mit Blicken sowohl ins Wiesent- als auch ins Leinleitertal – einen passenden Abschluss der zweiten Etappe. Die Haltestellen der Buslinien 221 und 389 ermöglichen es, die Tour auch in einzelne Etappen aufzuteilen oder zu kombinieren. Besonders zu Zeiten der Laubfärbung hat diese abwechslungsreiche Wanderung ihre Reize.
Eine Infobroschüre des VGN (Verkehrsverbund Nürnberg) beschreibt die Strecke sehr ausführlich. Dazu gibt es eine Karte und die GPS Daten zum Download unter https://www.vgn.de/wandern/leinleitertal/.
Die wunderschöne Wandertour ganz ohne Auto und Parkplatzsorgen beginnt in Gasseldorf, dem Heimatort des Metzgermeisters Johann Georg Lahner (1772 – 1845), Erfinder der weltberühmten Wiener- oder Frankfurter Würstchen, hierzulande kurz „Wienerla“ genannt. Die Gemeinde Gasseldorf befindet sich im Besitz des Ur-Wiener-Würstchen-Rezeptes, das im Gegensatz zu den seinerzeit üblichen Wurstrezepturen aus einer Mischung von sehr feinem Rind- und Schweinefleischbrät mit besonderer Würzmischung hergestellt, in dünne Saitlinge abgefüllt, paarweise abgedreht und anschließend mild angeräuchert wurde. Wer sich zünftig für die anstehende Wanderung stärken will, sollte daher bei einem örtlichen Metzger erste einmal ein Brötchen mit Wienerla bestellen. Allerdings werden diese nicht mehr vollständig nach dem Urrezept hergestellt, sondern entsprechen den heutigen Geschmackserwartungen.
Neben diesem kulinarischen Vorzug ist Gasseldorf wegen seiner landschaftlich bemerkenswerten Lage an der Mündung der Leinleiter in die Wiesent bekannt. Unsere Wanderung führt von hier aus das Urstromtal der Leinleiter hinauf bis zu ihrer Quelle bei der Heroldsmühle nahe der Ortschaft Oberleinleiter. Nach schneereichen Wintern oder heftigen Regenfällen erwarten uns im Trockental der Leinleiter besondere Naturphänomene: die „Tummler“. Diese sind periodisch stark schüttende Karstquellen, die den ansonsten trocken liegenden Lauf der Leinleiter mehrmals in ein Flussbett verwandeln. Ein geologischer Lehrpfad informiert interessierte Touristen über die naturwissenschaftlichen Gegebenheiten dieses romantischen Karsttales.
In den zurückliegenden Jahren führte zudem der Landschaftspflegeverband Landkreis Bamberg in Zusammenarbeit mit mehreren Landwirten im Leinleitertal Pflegemaßnahmen durch, um die Karsthänge des Tales von der zunehmenden Verbuschung zu befreien. Neben der Aufwertung des Landschaftsbildes zielte diese Maßnahme darauf, seltenen Tier- und Pflanzenarten, die auf offene Felspartien als Lebensraum angewiesen sind, ein Überleben zu sichern. Hierzu gehören u.a. die rotflügelige Schnarrschrecke, eine besondere Heuschreckenart, deren Zirpen in den Sommermonaten überall im Leinleitertal zu hören ist, sowie Küchenschellen und die Orchideenarten Fliegenragwurz und Helmknabenkraut.
Zur Unterstützung der Pflegemaßnahmen werden die Wiesen der Trockenhänge inzwischen von einer Herde aus ca. 1000 Schafen, 50 Ziegen und 2 Eseln beweidet. Als einer der letzten Wanderschäfer zieht Erich Kießlinger mit dieser Herde von Nürnberg über die Lange Meile im Landkreis Forchheim nach Heiligenstadt sowie zu den Kalktrockenrasen bei Wattendorf und Scheßlitz. Mit etwas Glück kann man die schöne Herde auch im Leinleitertal beobachten.
Die nördlich der Heroldsmühle und südwestlich des Burgstalls Heroldstein entspringende Leinleiter sprudelt übrigens ständig. Ein Teil ihres Quellwassers wird an der Heroldsmühle zur Forellenzucht genutzt. Die Heroldsmühle ist mit Gründungsdatum von 1355 eine der ältesten Mühlen Frankens. Das weithin sichtbare alte eiserne Wasserrad stammt aus dem Jahr 1916. Es hat einen Durchmesser von 7,20 Meter und gilt als eines der größten Mühlräder Deutschlands. Der Antrieb des Mühlrades erfolgt unterschlächtig durch den Bachlauf und oberschlächtig, indem Wasser durch eine hohle Steinsäule nach oben geleitet wird und damit zusätzlich für Antriebskraft sorgt. Lange Zeit wurde im Mühlengebäude ein gern besuchtes Gasthaus betrieben, bis dieses schließen musste.
Damit führt uns diese abwechslungsreiche und schöne Tour ganz selbstverständlich auch wieder zu typischen Genüssen der Region. Viele Wirtshäuser am Weg bieten neben typischen fränkischen Brotzeiten mit hausgemachten Wurst- und selbstgebrauten Bierspezialitäten gerne Forellen aus regionalen Teichen sowie Lammbraten und gelegentlich Zicklein als Spezialitäten an. Letzteres vorwiegend zur Osterzeit, wenn mit den wunderschön geschmückten Osterbrunnen noch eine weitere unverwechselbare Attraktion in die Region lockt. Die Idee zur „Forelle Müllerinart“ soll übrigens von einem Wirt in der fränkischen Schweiz stammen. Wer weiß, vielleicht war’s ja bei der Heroldsmühle.
Auf dem Weg vorbei am bewirtschafteten Naturfreundehaus Veilbronn mit herrlicher Aussichtsterrasse folgt die Wanderstrecke dem ausgeschilderten Fernwanderweg „Frankenweg“. Vorbei an der Schulmühle und durch das romantische Tal des Schulmühlbaches geht es auf ausgeschilderten Wegen weiter bis nach Heiligenstadt. Unweit des malerischen Marktes liegt der Weiler Neumühle, bekrönt vom imposanten Anblick des Schlosses Greifenstein. Die Anlage zählt zu den markantesten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Fränkischen Schweiz. Wer den Anstieg hinauf auf den Schlossberg nicht scheut, wird belohnt. Zur eindrucksvollen Schlossanlage, umgeben von einem beeindruckenden Landschaftsparkt führt eine herrliche Allee aus über 300 Lindenbäumen. Schon in den frühen romantischen Beschreibungen der Fränkischen Schweiz wird diese Allee als besondere Naturschönheit gepriesen und hervorgehoben.
Das Schloss befindet sich nach wechselvoller Geschichte im Besitz der Grafenfamilie von Staufenberg. Die heutige Anlage erhielt ihre barocke Prägung 1691 – 1693 unter Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Staufenberg durch Leonhard Dientzenhofer. Aus dieser Zeit stammen noch zahlreiche Intarsienfussböden, Stuckdecken, Türrahmen und Wandverkleidungen sowie ein Teil des eindrucksvollen Mobiliars. Die Anlage kann regelmäßig besichtigt werden. Auch der Schlosspark kann für besondere Anlässe gemietet werden. Besondere Veranstaltungen wie ein wunderschöner Weihnachtsmarkt, ein Gartenmarkt oder auch verschiedene Konzerte werden über die Website: http://schloss-greifenstein.de/veranstaltungen-auf-schloss-greifenstein/ angekündigt.
Wer diese phantastische Wanderung in Greifenstein beenden möchte, gelangt mit dem Bus ab Haltestelle Greifenstein nach Heiligenstadt und von dort mit Regionalbussen zurück z.B. Richtung Forchheim oder Bamberg. Wer noch etwas Zeit dranhängen mag, übernachtet in der Region und wandert am nächsten Tag zurück über Heiligenstadt, Traindorf, Veilbronn und Streitberg nach Gasseldorf. Von dort geht’s mit dem Regionalbus zurück nach Ebermannstadt mit Anschluss an das S-Bahnnetz sowie an die Regionalzüge ab Forchheim.
Kulinarisches:
Entlang der schönen Strecke laden zahlreiche Gasthäuser, aber auch Metzger und Bäcker zur Einkehr. Die fränkische Schweiz hat viele kulinarische Spezialitäten zu bieten. Neben landestypischen Brotzeiten gehören in der Saison dazu frische Spargelgerichte, Lammbraten oder Forellen. Neben typischen fränkischen Wurstwaren sollte man hier die Wienerla probieren, auch wenn Metzgermeister Lahner sie weit entfernt, in Wien, erfand. Als weitere Spezialität gilt das Zwetschgenbaames, ein aufwändig zubereiteter, sehr feiner Rinderschinken, der dünn aufgeschnitten gerne zu einem guten Bäckerbrot gegessen wird.
Termin:
Schloss Greifenstein: Öffnungszeiten:
1. März bis 30. April: Mittwoch bis Sonntag (Ostermontag geöffnet)
1. Mai bis 31. Oktober: täglich
1. November bis 15. Januar: Mittwoch bis Sonntag
16. Januar bis 28. Februar: geschlossen
Schlossführungen:
(angegeben werden die Einlasszeiten für eine anschließende Führung; die Führungen dauern ca. 45 Minuten)
Vormittag: 9:00 Uhr bis 11:15 Uhr
Nachmittag: 13:30 Uhr bis 16:45 Uhr
oder nach Vereinbarung: Telefon: 09198-423
Mobil: 0152-09886798 (Mittwoch bis Sonntag)
Mobil: 0151-70422795 (Montag und Dienstag)
Saison:
ganzjährig
Links:
http://www.vgn.de/wandern/leinleitertal/
http://de.wikipedia.org/wiki/Leinleiter
http://www.schloss-greifenstein.de/
Erlebnis
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