Radelbares Oberfranken: Mühlenradweg Weismain – Kleinziegenfelder Tal

Oberfranken
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Die Weismain ist ein knapp 15 km langes Nebenflüßchen des Mains. Ihre Quelle entspringt im Kleinziegenfelder Tal, das sie über weite Strecken mäandrierend durchzieht. In der Stadt Weismain, der der Fluss den Namen verlieh, fließt die Krassach in die Weismain. In Altenkunstadt mündet sie schließlich in den Main.

Große Bedeutung hatte die Weismain seit dem Mittelalter durch den Betrieb zahlreicher Mühlen. Zusammen mit der Krassach wurden im Flusssystem der Weismain insgesamt mindestens 22 Mühlen angetrieben; 13 davon sind noch entlang der Weismain, am Erhardsmühlbach und dem im 14. Jahrhundert angelegten Altenkunstadter Mühlbach erhalten.

Die Umweltstation des Landkreises Lichtenfels hat eine Broschüre zusammengestellt, die Radtouren zu den Mühlen im Kleinziegenfelder Tal und im Bärental enthält. Außerdem erfährt der Leser viel Wissenswertes über Land und Leute sowie natürlich über die Geschichten der einzelnen Mühlen. Die Broschüre ist für 3,00 Euro in der Umweltstation oder in der Tourist Information im Kastenhof erhältlich.

Das Kleinziegenfelder Tal verläuft in Nord-Südrichtung von Weismain nach Kleinziegenfeld. In diesem idyllischen Tal kann man die Fränkische Schweiz noch wie vor 150 Jahren erleben. Hier gibt es auf steilen Trocken- und Halbtrockenrasenhängen noch die mittlerweile selten gewordenen Wacholderheiden, die früher das Landschaftsbild geprägt haben. Um die Ortschaften Kleinziegenfeld und Wallersberg/Weihersmühle findet man zwei ausgedehnte Wacholderheiden, die unter Naturschutz stehen. Auf einem schmalen Anstieg hat man zwischen Felsen und Wacholderbüschen eine schöne Aussicht ins Tal.

Das Gefälle des Kleinziegenfelder Tales und die Wasserkraft der Weismain boten ideale Voraussetzung zur Anlage von Mühlen. So kann man auf dem Radweg durch das Tal, entweder der Staatsstraße 9121 folgend oder auf Nebenwegen entlang der Weismain, noch heute viele alte Mühlen – meistens aber nur von außen – bewundern. Im Flußsystem von Weismain und Krassach gab es zahlreiche Mahlmühlen, Schneidmühlen, Walkmühlen, Loh- und Papiermühlen sowie einen Waffenhammer. Einige Mühlen sind im Laufe der Zeit abgebrochen worden, die erhaltenen befinden sich meisten in Privatbesitz.

In ganz Oberfranken nahm ab etwa 1400 die Zahl der Mühlenbetriebe deutlich zu. Darunter waren allerdings – wie im Kleinziegenfelder Tal – auch zahlreiche Papier-, Walk- , Schneid- und Hammermühlen. Die Mahlmühlen verfügten meistens über mehrere Gänge, d.h. sie konnten Getreide in unterschiedlichen Typen ausmahlen, Schrote herstellen oder auch zu Graupen und Gries verarbeiten. Zahlreiche oberfränkische Spezialitätengerichte wie z.B. der „Grobsmehlkloß“, der „Kerschenmichel“ und verschiedene Tiegelkuchen benötigen zur Herstellung diese individuell erstellten Ausgangsprodukte.

Allgemein kann aus der Zahl der Mühlenbetriebe auf die landwirtschaftliche Produktion sowie auf eine anhaltende Nachfrage nach gewerblichen Erzeugnissen wie Schnittwaren, Papier und Walkstoffe schließen. Die seit dem Hochmittelalter entwickelten Walkmühlen dienten der Erzeugung von Walkstoffen. Dazu wurden auf Heimwebstühlen gewebte Wollstoffe durch Holzhämmer in Wasserbottichen gewalkten, also gestaucht, geklopfen und so lange verdichtet, bis ein verfilzter Stoff (Loden) entstand. Aus der ursprünglichen Zahl der Walkmühlen um Weismain lässt sich schließen, dass hier Wollgewebe vermutlich auch aus der Wolle der an den Hängen des Kleinziegenfelder Tales weidenden Schafe verarbeitet wurde.

Die Schaf- und Ziegenhaltung versorgte die Bauern in den Juradörfern mit Wolle, Fleisch und Milch. An den Steilhängen des Kleinziegenfelder Tales, die sonst kaum Möglichkeiten zur landwirtschaftlichen Nutzung boten, war die Beweidung durch die anspruchslosen Tiere noch immer eine Erwerbsmöglichkeit. Die ständige Beweidung bei geringer Düngung der Fläche, sowie die zeitweilig starke Sonneneinstrahlung bei geringen Niederschlägen führte zu einer zunehmenden Verkarstung der Böden. Auf den hier vorherrschenden Kalkmagerrasen gediehen daher nur Pflanzen und Gehölze, die dem ständigen Verbiss der Schafe und Ziegen gewachsen waren. Hierzu gehören Wacholder, Schlehe und Silberdistel. Als die Beweidung durch Schafe im 20. Jahrhundert allmählich zurück ging, konnten sich vor allem diese Pflanzen und Gehölze ausbreiten. So entstanden die Wacholderheiden, die heute zu den seltensten Biotoptypen überhaupt gehören. Viele der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind extrem gefährdet. Deshalb benötigen diese Standorte einen hohen Pflegeaufwand, um sie vor der zunehmenden Verbuschung zu schützen. Durch den Naturpark Fränkische Schweiz / Veldensteiner Forst wird daher seit einigen Jahren ein Modellprojekt zur Fels- und Hangfreilegung durchgeführt, um die wertvollen Wacholderheiden zu erhalten. Mehr dazu liest man in einem Infoblatt des Naturparks unter: https://www.fsvf.de/de/natur/natur-landschaftskultur/fels-und-hangfreilegungen/

Wacholderbeeren sind übrigens auch ein typisches Gewürz der oberfränkischen Küche. Unverzichtbar sind sie beim Würzen von Sauerkraut, Einlegen von Gurken und Schinken oder auch bei verschiedenen Braten. Aus den aromatischen, getrockneten Beeren kann schließlich Wacholderschnaps hergestellt werden, Wacholderzweige geben beim Räuchern eine typische Geschmacksnote.

Liste der Mühlen im Kleinziegenfelder Tal:

Die Kastenmühle an der Krassach in Weismain wird schon 1445 erstmals erwähnt. Es handelt sich um eine oberschlächtige Schneidmühle, die bis ins Jahr 2000 betrieben wurde. Der heutige Bau stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Die Förstmühle in Weismain wurde 1595 erstmals erwähnt. Früher wurde sie Mittelmühle wegen der Lage am mittleren Stadttor genannt. Heute befindet sich hier ein Wohnhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Die Neumühle ist in der erhaltenen Bausubstanz die älteste Mühle Weismains. Erhalten ist ein Gebäude aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie ein Mühlrad. Bis 1866 wurde hier eine Wollspinnerei, danach eine Mahlmühle betrieben.

Das Gebäude der Mühle in Niesten stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Mühle war bis 1920 in Betrieb. Heute befindet sich die Mühle in Privatbesitz.

Das Fachwerkgebäude der Krassacher Mühle stammt aus der Zeit um 1800. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie zu einem Elektrizitätswerk umgebaut.

Die Herbstmühle, eine oberschlächtige Mühle, auch „Wunkendorfer Mühle“ genannt, dient seit 1914 durch Einbau einer heute noch funktionierenden Francis-Turbine der Stromerzeugung. Sie kann besichtigt werden. 1974 wurde der Mühlenbetrieb stillgelegt.

Die Schammendorfer Mühle ist dagegen eine unterschlächtige Mühle. Seit dem 17. Jahrhundert diente sie als Papiermühle. Das erzeugte Papier soll hervorragende Qualität besessen haben. Das heutige Fachwerkgebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Auch die Waßmannsmühle, ein Fachwerkgebäude des späten 18. Jahrhunderts, wurde zunächst als Papiermühle, später als Mahlmühle genutzt.

Die Weihersmühle wurde 1356 erstmals als Mahl- und Schneidmühle erwähnt. Das heutige Fachwerkgebäude stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert. Das hier früher betriebene Gasthaus „Forelle“ hat inzwischen leider geschlossen.

Die Schrepfersmühle wurde um 1736 als Papiermühle errichtet. 1879 endete die Papierherstellung nach dem Tod des Fabrikanten Georg Schrepfer. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte der Umbau zum Wasserwerk der Rothmannsthaler Gruppe. Heute ist die Schrepfersmühle ein beliebter Treffpunkt für Wanderer und Gäste, die den Biergarten und die Brotzeitstube schätzen.

Das Gebäude der Schwarzmühle in Kleinziegenfeld wurde 1728 von Johann Weis errichtet und diente als Mahl- und Schneidmühle. Heute ist die Mühle in Privatbesitz.

Das Gebäude der Stoffelsmühle in Kleinziegenfeld stammt mit zwei Wasserrädern im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert. Nach einem verheerenden Wolkenbruch 1887 musste der Mühlenbetrieb eingestellt werden. Das Anwesen wurde im 20. Jahrhundert als Wagnerei und Pumpstation genutzt. Heute sind im Haus zwei Ferienwohnungen untergebracht.

Weitere Informationen zu den Mühlen um Weismain finden Sie hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mühlen_an_der_Weismain_und_der_Krassach

Kulinarisches:

Zur Einkehr auf der schönen Tour laden verschiedene Gasthäuser ein. Ein ganz besonderer Tipp ist der schon über Generationen eingesessene Gasthof Zöllner in Kleinziegenfeld. Hier ist Gastfreundschaft schon beinahe eine Familientradition. Im Gasthof Zöllner speist man in historischen Mauern. Das typisch fränkische Fachwerk ist eine ganz besondere Zierde des Hauses. Traditionell betont – damit aber absolut im Trend und keinesfalls verstaubt und langweilig zeigt sich auch die kreative Küche des Gasthofes, in der der Chef selbst Hand anlegt. Für die hervorragende Zubereitung von Juralamm (aus dem Kleinziegenfelder Tal) wurde der Gasthof Zöllner bereits ausgezeichnet. Typisch fränkische Schmankerl wie z. B. Bratwürste mit Sauerkraut, Tafelspitz in Meerrettichsoße, frische Forelle aus dem Kleinziegenfelder Tal und vieles mehr dürfen natürlich nicht auf der Karte fehlen. Für Süßmäuler gibt es dazu das passende Dessert – täglich locken frische, hausgebackene Kuchen und die Spezialität des Hauses der „Kleinziegenfelder Windbeutel“ ist nicht nur ein Augenschmaus.

Im Tal der Weismain öffnet die Schrepfersmühle eine gemütliche Gaststube mit Wohnzimmeratmosphäre für hungrige Gäste. Von der Brotzeit bis zum warmen Tellergericht finden gerade Wanderer hier das passende Angebot. Bei schönem Wetter lockt im idyllischen Innenhof ein wunderschöner Biergarten.

Links:

http://www.naturerlebnis-fs.de/fraenkische_schweiz_ausflug/73_kleinziegenfelder_tal.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mühlen_an_der_Weismain_und_der_Krassach
https://www.regierung.oberfranken.bayern.de/service/umwelt_naturschutz/natur/biodiversitaet/index.html
http://www.schrepfersmuehle.de/
http://www.stoffelsmuehle.de/
https://gasthof-zoellner.de
https://www.gasthof-frankenhoehe.de

Literatur:

https://www.lkr-lif.de/landratsamt/umwelt/umweltstation/index.html
Jutta Böhm: Mühlen-Radwanderung. Routen: Kleinziegenfelder Tal und Bärental, Umweltstation Weismain des Landkreises Lichtenfels, Weismain/Lichtenfels (Landkreis Lichtenfels), 2000, 52 S. (zahlr. Ill., Kt.)
Eine Mühlen-Radwanderung durch das Kleinziegenfelder Tal. Umweltstation Weismain, Weismain 2000.
Johann B. Johannes: Das Kleinziegenfelder Tal. In: Frankenland 9 – Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, Frankenbund, Würzburg 1957, S. 103-105
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinziegenfelder_Tal
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mühlen_an_der_Weismain_und_der_Krassach

Erlebnis

Radelbares Oberfranken: Mühlenradweg Weismain – Kleinziegenfelder Tal

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