Seßlach: Kulinarischer Stadtspaziergang durch eine bezaubernde Stadt
Landkreis Coburg
Die Stadt Seßlach darf sich mit vielen Beinahmen schmücken: Als „Perle oder Kleinod des Coburger Landes“ wird sie aufgrund ihres geschlossen erhaltenen, historischen Stadtbildes mit vollständigem Mauerring, Türmen und Toren gerne bezeichnet. Oder auch als „Oberfränkisches Rothenburg“, denn die von Türmen bekrönte Stadtsilhouette und die engen, von giebelständigen Fachwerkhäusern besäumten Gassen erinnern manchen Besucher auf den ersten Blick an die berühmte mittelfränkische Schwester. Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803) schließlich glaubt sich hier in einer der „Welt schönsten Gegend“. Und dies alles scheint wirklich nicht übertrieben, denn das bezaubernde Städtchen, das deshalb schon wiederholt als Kulisse in Historienfilmen ausgewählt wurde, strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus.
Stolz ist man in Seßlach auf eine über 1200jährige Geschichte. Bereits in das Jahr 800 fällt die Erwähnung von zwei Ansiedlungen („Duo Sezelaha“) auf dem Kirchhügel und dem Geiersberg, die dem Kloster Fulda übertragen werden. Im 11. Jahrhundert wird in Seßlach eine Urpfarrei des Bistums Würzburg begründet. Um 1120 wird die Burg auf dem Geiersberg als Amtssitz eines Würzburger Dienstmannes ausgebaut und in der Stadt ein Zehntgericht errichtet. Kaiser Ludwig der Bayer, der Freund der Städte, verlieh Seßlach 1335 das Stadt- und Befestigungsrecht nach dem Muster der Stadt Gelnhausen. Doch die Versuche der Bürger, sich aus der Hoheit des Bischofs von Würzburg zu befreien, enden 1400 und 1525 tragisch.
Die Kirche des 14. Jahrhunderts wurde im 15. und 16. Jahrhundert zur Stufenhalle ausgebaut. Der Chor neben dem beibehaltenen älteren Turm erscheint deshalb aus der Achse des Schiffes verschoben. Um 1760 folgte eine Barockisierung u.a. durch Deckengemälde von Franz Anton Günther.
Mauern und Tore des Befestigungsringes aus dem 14./15. Jahrhundert wurden im 16. und 17. Jahrhundert ausgebaut. Doch im Dreißigjährigen Krieg kam es 1640 zur Eroberung, Plünderung und Brandschatzung sowohl durch Schwedische wie durch Kaiserliche Truppen. Neben zahlreichen Wohn- und Wirtschaftsbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts prägen die repräsentativen bischöflichen Amtsbauten und der Gülthof des Würzburger Juliusspitals aus dem 18. Jahrhundert das malerische Ortsbild und bezeugen ein beschaulich landstädtisches Leben in dieser Zeit. Der Grundriss der Stadt entspricht noch immer der Anlage des 14. Jahrhunderts. Von der breiten Achse der Luitpoldstrasse gehen verschiedene Gassen und ein Marktplatz im rechten Winkel ab. Auf dessen Nordseite, vor dem möglicherweise älteren Siedlungsareal um Kirchplatz und Kirche, befindet sich das Rathaus. Nordwestlich öffnet sich mit dem Maximiliansplatz vor dem Alten Amtshaus ein weiterer Markt.
Typisch erscheinen die durchweg gut restaurierten breit gelagerten Bürgerhäuser aus Fachwerk mit steinernen Untergeschossen und großen repräsentativen Toreinfahrten. Die dahinterliegenden Höfe und Räume mit großen historischen Fenstern werden heute vielfach für kleine Inhaber-geführte Geschäfte und Galerien genutzt. Zahlreich und dem Charakter der alten Land- und Marktstadt entsprechend, sind die Gasthöfe am Ort, u.a. der bereits 1620 als älteste Schenkstatt erwähnte „Rote Ochse“, das Gasthaus Reinwand (16.-18.Jh.), der 1727 erbaute Pörtnerhof und der Altstadthof, der mit einigen benachbarten Häusern nach einem Stadtbrand 1905 im Heimatstil neu errichtet wurde.
Kulinarisches:
Gerne laden wir in Seßlach zum kulinarischen Spaziergang ein, denn neben viel gebauter Geschichte hat die Stadt auch hervorragende Spezialitäten zu bieten, die es nur hier gibt. Dabei wird schnell klar: die lange Zugehörigkeit zum Bistum Würzburg, aber auch der Einfluss des Coburger Landes hat Seßlach auch kulinarisch geprägt.
Typisch für den Geschmack der Region sind kräftige Sauerteigbrote und würzig-rösche Weizenfeingebäcke. In der Bäckerei Schoder, seit 1880 am Ort, erhält man vieles nach guter alter Backtradition aus hausgemachtem Sauer- oder Hefeteig. Mehl und andere Rohstoffe kommen hier selbstverständlich aus der Region und werden in echter Handarbeit und mit viel Liebe zu guten Lebensmitteln verarbeitet. Das schmeckt man einfach bei jedem Biss. Und auch süßes Gebäck, Krapfen, Hefeblechkuchen, Torten, Lebkuchen und vieles mehr gehören je nach Saison zum frischen Angebot der sympathischen Bäckerei. Im kleinen Café nebendran, kann man die meisten Spezialitäten auch gleich probieren.
Die Seßlacher Wurstwaren lassen den Coburger Einfluss spüren. Ein Metzger und zwei landwirtschaftliche Direktvermarkter (Metzgerei Brehm, Dietersdorf sowie Hofladen Jöchner und Dressel in Gemünda) bieten ihre Spezialitäten an. Die Auswahl der typischen Koch-, Brüh- und Rohwürste u.a. mit Pressack, Leberwurst, Stadtwurst und Rohpolnischen freilich ist typisch fränkisch. Aber im Detail erkennt der Kenner an typischen Würzmischungen aus Salz, Pfeffer, Muskat und Kümmel sowie der verhältnismäßig mageren Konsistenz der Wurst die Region. Auch die Rotwurst und die Bratwurst gehören ins Coburger Land. Letztere unterscheidet sich sogar deutlich von den fränkischen Nachbarn, denn sie wird nach alter Art lediglich grob gewolft und wird in den Bändeldarm oder Schleiß abgefüllt. In Seßlach werden aber auch fränkisch-mittelgrobe Bratwürste hergestellt, denn man liebt hier einfach die Vielfalt! Weitere Spezialitäten, wie geräucherter oder gekochter Bauch, Haussülze, Würzfleisch oder Bratwurstfülle im Glas verraten die Herkunft der Produkte aus der alten Landschlächterei.
Mit Stolz verweist die Stadt Seßlach darauf, dass die Bürger seit der Stadterhebung 1335 das Braurecht innehaben und im örtlichen Kommunbrauhaus auch ausüben. Das bestehende Brauhaus wurde 1892 errichtet. Seit 2004 sorgt sich der Verein der Brauhausfreunde Seßlach um den Erhalt des Gebäudes und den Absatz des hier gebrauten süffigen Gerstensaftes. So wird z.B. an „Fasstagen“, wenn die berechtigten Bürger zum Brauhaus fahren, um sich ihre Biermenge in geeigneten Gefäßen, wie Fässern, Glasballons, Kanistern usw. abzuholen, die Straße für den Verkehr gesperrt. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde das Bier für den Gasthof Reinwand noch in Butten quer über den Maximiliansplatz getragen. Heute wird es sowohl zum Reinwand wie zum Roten Ochsen durch eine Rohrleitung geleitet, wo es im Gewölbekeller nachgären und reifen kann.
Neben den Gasthäusern Reinwand und Roter Ochse laden Altstadthof und Pörtnerhof zum ausgiebigen Speisen im historischen Ambiente ein. Während sich letzterer im Angebot eher mediterran orientiert, steht ansonsten viel Fränkisches auf der Speisekarte. Hierzu gehören kalte Brotzeitangebote ebenso wie die Klassiker der fränkischen Bratenküche, Suppen, Salate und Süßspeisen.
Im Roten Ochsen legt man besonderen Wert auf eine saisonale und regionale Auswahl an Wild, Fisch, Geflügel, Rind, Schwein, Gemüse und Backwaren und dokumentiert diese in einer jedes Jahr von Künstlerhand neu kreierten Speisekarte.
Nicht zu verpassen sind die Veranstaltungen mit kulinarischem Spezialitätenangebot in Seßlach: Das Pfingstfest mit großem Flohmarkt, das Altstadtfest (am dritten August-Wochenende) sowie der wunderschöne Seßlacher Adventsmarkt (am ersten Adventswochenende).
Es gibt also viele Anlässe, um das bezaubernde Seßlach zu besuchen. Sie sollten keinen Termin verpassen!
Termin:
Die Seßlacher verstehen es, mit ihrem wunderschönen historischen Stadtbild zu leben. Am Wochenende werden zwei der drei Stadttore für den Autoverkehr geschlossen. Gäste können so entspannt durch die malerische Altstadt schlendern und das mittelalterliche Flair Seßlachs genießen. Ebenso geht es bei den Festen, wie Fasching, Altstadtfest, Flohmärkte oder am romantischen Adventsmarkt zu, wenn sich die gesamte Innenstadt zur Festbühne verwandelt. Stimmungsvolle Veranstaltungen dieser Art sollte man sich nicht entgehen lassen.
Links:
http://www.sesslach.de/
https://www.sesslach.de/index.php/veranstaltungen2
Erlebnis
Seßlach: Kulinarischer Stadtspaziergang durch eine bezaubernde Stadt