Fichtelgebirge: Auf gläserner Spur – Der Glaswanderweg von Weidenberg bis zum Ochsenkopf
Fichtelgebirge
Ein erlebnisreicher Wanderweg von Weidenberg bis zum Ochsenkopf führt durch Geschichte und Gegenwart der Glaskunst im Fichtelgebirge. Konzipiert von der Wohlfühlregion Fichtelgebirge wird die rund 600 Jahre alte Tradition der Glasherstellung in der Region an zahlreichen Spuren in der Landschaft, in drei außergewöhnlichen Museen sowie in den hier tätigen Glasbetrieben sichtbar.
Das reiche Vorkommen des Grünen Porphyrs oder Proterobas am Ochsenkopf schuf die Voraussetzung für die Ansiedlung von Glasmachern rund um den Berg. Quer durch den Ochsenkopf streicht ein Gang mit diesem Gestein, dessen Abbauspuren sich noch heute als eine Kette von Gruben über den Berg ziehen. Aus dem leicht schmelzenden Gestein „tropften“ ohne weitere Zuschläge die ersten Glasknöpfe. Diese schwarzen Knöpfe begründeten seit dem Mittelalter die Produktion von Knöpfen und Perlen in den Hütten von Bischofsgrün, Warmensteinach und Fichtelberg.
Durch den Zuzug von Glasmacherfamilien aus Böhmen und Schwaben wurde die Glasproduktion im Fichtelgebirge weiterentwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten Glasmacher aus dem Sudetenland und insbesondere aus der Region um Gablonz ihr technisch ausgereiftes Wissen um die Verarbeitung und Veredlung von Glas ins Fichtelgebirge. Auch wenn die Zahl der hier arbeitenden Betriebe inzwischen zurück gegangen ist, begeistern bis heute Vielfalt und Schönheit des Materials und der edlen Erzeugnisse.
Der Glaswanderweg und die Glasmuseen versuchen Sie auf die Spur der Glasmacher zu bringen. Dabei erhalten Sie eine Reihe von interessanten Informationen über das Fichtelgebirge, die Glasmacher, die Lebensart und die Geschichte der Menschen, der Glasindustrie und der reizvollen Landschaft des sagenhaften Fichtelgebirges. Eine Karte des Wanderweges und viele weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/Neugruen-Fichtelberg.66.0.html
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/Downloads.71.0.html
Auf die Spur der Glasmacher begibt man sich auf dem Glaswanderweg im Fichtelgebirge, um Regionalgeschichte zu erwandern. Vorbei an ehemaligen Glashütten und Glasschleifereien leiten informativ gestaltete Tafeln und Wegmarkierungen mit dem alten Glasmacherzeichen. Bildlich gesprochen bedeutet das Markierungszeichen „es ist ein unendlich Kreuz, Glas zu machen“ und gibt anschaulich die Mühsal in diesem alten Wirtschaftszweig wieder.
Bereits mit Beginn des 14. Jahrhunderts setzte die traditionsreiche Geschichte der Glasherstellung im Fichtelgebirge ein. Gebrauchsgegenstände und Schmuck, vornehmlich Perlen, Glasknöpfe und Gläser, später auch technisches Glas, wurden produziert und in aller Herren Länder exportiert. Glasmuseen entlang des Weges mit Exponaten aus verschiedenen Jahrhunderten geben Einblicke in Glasherstellungstechniken von einst und jetzt.
Neben Holz, das als Holzkohle zur Erzeugung hoher Temperaturen und für die Pottascheherstellung benötigt wurde, sowie Wasserkraft als Antriebsenergie, verarbeiteten die ersten Glasmacher auf der Rodungsinsel Bischofsgrün und etwas später in Warmensteinach und Fichtelberg den am Ochsenkopf abgebauten Grünen Porphyr oder Proterobas genannt. Die Abbauspuren der Proterobas-Vorkommen rund um den Ochsenkopf sind noch heute sichtbar. Im Waldgebiet Wolfslohe bei Fichtelberg-Neubau konnte ein Schmelzofen des 17. Jahrhunderts – aus der kurz nach 1616 angelegte Hütte des Lorenz Rödel – archäologisch ergraben und dokumentiert werden. An über 100.000 Fundstücken kann man nun Herstellungsverfahren und Produktpalette des Betriebes nachvollziehen.
Die nach Bischofsgrün zuwandernden Glasmacherfamilien Glaser, Greiner und Wander stellen seit dem 15. Jahrhundert neben der Produktion des typischen schwarzen Glasknopfes auch Hohlglasformen her. Knöpfe und Glasperlen, Paterla genannt, die z.B. zu Rosenkränzen aufgereiht wurden, blieben lange Zeit wichtige Erzeugnisse aus der Region, die den ansässigen Glasmacherfamilien zumindest ein bescheidenes Einkommen sicherten.
Die Glaskunst der heimatvertriebenen Sudetendeutschen brachte nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Blüte des Handwerks hervor: die Gürtler aus Böhmen, seit alter Zeit im Kopieren von Juwelen und Schmuck in Diensten des Adels geübt, fertigten ihre filigranen Kostbarkeiten nun in Warmensteinach. Sie erfanden Werkzeug und Materialien neu bis zum Ende der Produktion im späten 20. Jahrhundert. Das Kunsthandwerk setzt der Glasgraveurmeister Alfons Klingel in Fichtelberg-Neubau fort. Seine Werkstatt ist die vorerst letzte einer beachtlichen Tradition und führt noch heute feinste Schleif- und Gravurarbeiten in Glas aus.
Die modernen Glasindustrie im Fichtelgebirge setzt auf die Erzeugung von Bleikristall- und Hohlglasprodukten sowie nach wie vor auf Kristallglasschmuck (Kristall-Schmuck Krause). So gehören technisch hochwertige, massive Glaskugeln für Rühr- und Mahltechnik sowie Glasstaub der Firma SiLi, Lusterbehangteile der Firma Kristall-Glas Schöbel GmbH und vieles mehr zur beachtlichen Produktpallette der Glasmacher rund um den Ochsenkopf.
Wer sich auf den Glaswanderweg durch das Hohe Fichtelgebirge begibt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. In drei einzigartigen Museen in Warmensteinach, Bischofsgrün-Fichtelberg sowie Weidenberg wird an eindrucksvollen Exponaten Geschichte und Gegenwart der Glaskunst und der Glasmacherfamilien in der Region dargestellt. Am archäologisch erschlossenen Standort der alten Proterobas-Waldglashütte bei Neubau führen hervorragend gestaltete Informationstafeln in die Geologie des Ochsenkopfes und die Geschichte des regionalen Glasmachergewerbes ein. Die am Ort geborgenen, über 100.000 Fundstücke sind inzwischen im Kulturtreff Reisman / Industrie und Glasmuseum Bischofsgrün, Hauptstraße 17a zu besichtigen (Öffnungszeiten: Sonntags 11.00 – 16.00 Uhr). Schließlich laden die vier noch produzierenden Glasmacherfirmen in Bischofsgrün Fichtelberg und Warmensteinach mit ihren bemerkenswerten Erzeugnissen zu Besichtigungen und Werksverkauf.
All diese Standorte und viele weitere Informationen finden Sie im schön gestalteten Flyer zum Glaswanderweg durchs Hohe Fichtelgebirge:
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/fileadmin/Bilder/flyer_GlasimFichtelgebirge.pdf
sowie auf der Seite: http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/Glaswanderweg.54.0.html
Kulinarisches:
Die Tradition der Glasmacher hat auch das soziale Milieu in den Ortschaften des Hohen Fichtelgebirges geprägt. Auch wenn wir den Glasmacherfamilien nicht mehr buchstäblich in den Kochtopf gucken können, lassen sich aus verschiedenen überlieferten Spezialitäten doch Rückschlüsse auf frühere Ernährungsgewohnheiten ziehen.
Die traditionelle Küche des Fichtelgebirges wird von herzhaft-einfachen Gerichten bestimmt die aber kulinarisch höchst ausgereift sind. In der Alltagsküche standen zahlreiche Kartoffelgerichte im Mittelpunkt, denn im Fichtelgebirge werden aus klimatischen Gründen schon früh Kartoffeln angebaut. So lässt sich nachweisen, dass zu Teig verarbeitete Kartoffeln mit der Zeit ältere Mehlspeisenrezepte ersetzten. Erhalten haben sich z.B. die Braunfuchsen, eine Art Kartoffelplätzchen, die aus einem rohen Kartoffelteig hergestellt und in Fett ausgebacken werden. Man isst sie zu nahrhaften Eintöpfen oder auch als Beilage zu Fleisch und Soße. Aber auch verschiedene Kloßzubereitungen aus gekochten Kartoffeln oder Kartoffelkuchen sowie einfach Pellkartoffeln mit Quark gehören in die Region.
Leider gehören diese traditionellen Gerichte der Alltagsküche nicht mehr zu den ständigen Angeboten der regionalen Gastronomie. Gelegentlich kann man sie aber z.B. auf Veranstaltungen im Freilichtmuseum Grassemann genießen: http://www.warmensteinach.de/Freilandmuseum.grassemann_warmensteinach.0.html.
Auch das „Wirtshaus auf’m Grassemann“ bietet eine der vielen Kartoffelvarianten als „Gebackna Klöß“ an: http://www.wirtshaus-grassemann.de/.
Eine weitere Spezialität der Region sind die Wildkräuter des Fichtelgebirges. Aus diesem natürlichen Reichtum haben Kräuterpädagoginnen und zertifizierte Wildkräuterköche eine Vielzahl an (kaufbaren) Produkten wie Pestos, Brotaufstriche, Wildkräutertees usw. sowie gastronomischen Angeboten entwickelt. Zu den Wildkräuterköchen des Labels „Essbares Fichtelgebirge“ rund um den Ochsenkopf gehören Friederike Heusinger vom Hotel Schönblick in Fichtelberg (www.hotel-schoenblick.de), Bernhard Raab von der Gasthof-Pension „Zum Loisl“ in Neugrün-Mehlmeisel (www.zum-loisl.de) und Thomas Puchtler vom Gasthof-Hotel „Puchtler’s Deutscher Adler“ in Bischofsgrün (www.puchtlers.de).
Schließlich bieten viele Gasthöfe und Restaurants entlang des Glaswanderweges warme und kalte Speisen mit regionalem Touch an.
Wer dazu ein regionales Bier trinken möchte, sollte sich nach den Spezialitätenbieren der Privatbrauerei Hütten aus Warmensteinach erkundigen. Der Familienbetrieb mit Gründungsjahr 1887 ist inzwischen im Besitz der Braumeisterfamilie Nickl. Zu den Spezialitätenbieren des Betriebes gehören neben Pils und Märzen eine typische helle Hefe-Weiße, ein dunkles Festbier, Zwickl und Zoigl als unfiltrierte Kellerbiere sowie ein helles Bockbier für die Wintersaison. Außerdem wird ein klarer, aus Bier gebrannter Bierschnaps angeboten. Dazu produziert der Betrieb verschiedene Biermischgetränke sowie nicht alkoholische Getränke für den leichteren Genuss. Einmal wöchentlich wird eine Brauereiführung angeboten. Karten dazu gibt’s beim Verkehrsamt Warmensteinach
Im Eintrittspreis enthalten sind auch eine Bierschnapsprobe sowie ein kleiner Träger mit Spezialitätenbieren der Brauerei Hütten.
Termin:
Über den Streckenverlauf des Glaswanderweges und die Öffnungszeiten der anliegenden Museen informiert ein Online-Flyer der Tourismuszentrale Fichtelgebirge:
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/fileadmin/Bilder/flyer_GlasimFichtelgebirge.pdf.
Öffnungszeiten: Sonntags von 14 – 16 Uhr (zusätzliche Öffnungszeiten auf Anfrage)
Saison:
ganzjährig
Weitere Veranstaltungen:
Besuchen sollte man auch unbedingt die Glasmuseen in Warmensteinach und Weidenberg. Die Gründung des Glasmuseums Warmensteinach geht auf eine Initiative des aus Gablonz stammenden Warmensteinacher Bürgermeisters Erhard Thomas zurück, der von je her eng mit der Glasherstellung verbunden war. Sein Ziel war es, die jahrhundertealte Glastradition des Fichtelgebirges und das nach dem zweiten Weltkrieg durch die Vertriebenen eingeflossene Wissen über das Glashandwerk und die Herstellung gläserner Kleinodien zu erhalten und interessierten Besuchern zugänglich zu machen. Entsprechend groß ist die Vielfalt der im Freizeithaus der Gemeinde ausgestellten Exponate mit dem Schwerpunkt auf der Produktion einheimischer Betriebe. Von den einfachen Perlen und Knöpfen des Mittelalters über das sogenannte Waldglas bis zu den Produkten moderner Glasfertigung reicht die Palette und gipfelt im Bereich des technischen Glases in Glaskugeln mit weniger als 1/1000 mm Toleranz. Hinzu kommen Prunkstücke der Gablonzer Glaskunst, auch aus den Bereichen der Schmuckherstellung und der Glasveredelung. Information: Glasmuseum im Freizeithaus D-95485 Warmensteinach Tel.: +49 9277-1401 Öffnungszeiten: Mittwoch 15 – 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Auch das das Glasknopfmuseum in Weidenberg lohnt unbedingt einen Besuch. Das Museum zeigt das Handwerk, aus Glas kunstvolle Knöpfe herzustellen. Die für die Produktion nötigen Öfen, Maschinen und Werkzeuge sind in der alten Werkstatt noch vorhanden. Die verschiedenen Arbeiten bei der Knopfherstellung werden im Museum auch vorgeführt und ermöglichen so einen besonderen Einblick in dieses Handwerk. Besucher haben hier die Möglichkeit, nach eigenen Ideen eigene Glasknöpfe herzustellen. Information: Glas-Knopf-Museum Kristallstr. 5 D-95466 Weidenberg Tel.: +49 9278 308
Links:
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/Glaswanderweg.54.0.html
http://www.glas-im-fichtelgebirge.de/fileadmin/Bilder/flyer_GlasimFichtelgebirge.pdf
http://www.wirtshaus-grassemann.de/
http://www.hotel-schoenblick.de
http://www.zum-loisl.de
http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/nwgb/de/pub/33798/42737/Tafeln______Glashuette.pdf
Erlebnis
Fichtelgebirge: Auf gläserner Spur – Der Glaswanderweg von Weidenberg bis zum Ochsenkopf