Goldkronach: Eine Zeitreise durch Geologie und Bergbau im Fichtelgebirge
Landkreis Bayreuth
Nur weniges erinnert auf den ersten Blick daran, dass das Fichtelgebirge eine alte Bergbauregion ist. Doch schon Ortsnamen wie Goldkronach, Goldmühl oder Frankenhammer verweisen auf die vergangene Geschichte. Tatsächlich blühte schon im 14. Jahrhundert der Erzbergbau rund um Goldkronach, Fichtelberg und Warmensteinach. Gewonnen wurden vor allem Gold-, Zinn- und Eisenerze, aber auch Mineralien, mineralische Rohstoffe (Kaolin, Feldspat, Ton, Lehme, Speckstein, Farberden), Naturwerksteine (Granit, Marmor) und Gesteine für Schotter (Basalt, Diabas, Granit). Torf nutzte man vielerorts als Energieträger; in sehr geringen Mengen baute man auch Braunkohle ab.
Klangvoll sind die Namen alter Zechen rund um Goldkronach wie Fürstenzeche, Ritter St. Georg-Zeche, Schmutzlerzeche, Name Gottes, Silberne Rose und Goldene Krone, die nur wenig von der Mühsal des Bergbaus in der Region verraten. Einrichtungen wie das Goldbergbaumuseum und der Humboldtweg geben aber einen Einblick in dieses kräftezehrende Handwerk.
Mithilfe von Fördermitteln aus dem EU-Programm Leader wurden in den zurückliegenden Jahren zusätzlich das Bergwerk “Name Gottes“ für Besucher besser zugänglich gemacht, verschiedene farbenfrohe Felsenkeller für Führungen in Stand gesetzt und die geologischen Hintergründe durch Informationstafeln an den so genannten “Geopunkten” in und um Goldkronach erläutert, die nun eine spannende Entdeckungsreise in die über 500jährige, einmalige Geschichte des Goldbergbaus in “Goldt Kranach” ermöglichen. Interessierte Besucher können sich damit durch das Eingangstor zum Geopark Bayern-Böhmen auf die Spuren des Goldes begeben und das sagenhafte Fichtelgebirge von einer ganz besonderen Seite entdecken.
Aber nicht nur die Bergbaugeschichte ist in Goldkronach anschaulich erlebbar. Auch die Geologie der Region vermittelt faszinierende Einblicke in die Erdgeschichte:
So ist die in Nordwest-Südost-Richtung auf ca. 400 km Länge verlaufende “Fränkische Linie” eine der wichtigsten geologischen Störungszonen Europas. Entlang dieser Linie wurde das alte Grundgebirge über das jüngere Deckgebirge geschoben. Sie verläuft mitten durch Goldkronach und ist im Ortsbereich und in der nahen Umgebung für das geübte Auge gut in der Landschaft zu erkennen. Diese tektonische Verwerfungslinie ist die Ursache für die besonderen geologischen Verhältnisse in der Region und trug zur Entstehung der ergiebigen Goldlagerstätte am Ort bei.
Mit den durch eine Projektförderung geschaffenen 15 “Goldkronacher Geopunkten” wurden die Auswirkungen der sehr bewegten Erdgeschichte für Besucher sichtbar gemacht. So ermöglichen einzigartige, für die Besucher erschlossene Felsenkeller einen Gang durch die Erdzeitalter auf engstem Raum. Am “Fränkische Linie-Modell” neben der katholischen Kirche kann man die gewaltigen Aufschiebungen selbst nachahmen.
Im Verlauf des Projektes wurde auch das ehemalige Bergwerk “Name Gottes”, das bereits seit 1993 gelegentlich für Besuchergruppen geöffnet wurde, zum Besucherbergwerk ausgebaut. Das Bergwerk selbst kann nun bis hinter die große Abbauwand begangen werden und ist in seinen Ausmaßen viel deutlicher erfahrbar. Im neu erbauten Infohaus steht ein Medienraum für Filmvorführung zur Verfügung. Informationstafeln geben einen ersten bergbauhistorischen Überblick über das Goldbergbaurevier. Außerdem kann man hier einen kleinen Imbiss einnehmen.
Wer sich noch weiter mit der Region auseinander setzten will, kann über den Humboldtweg durch das Zentrum des historischen Bergbaugebietes von Goldkronach wandern. Eine Übersichtskarte ist bei der Touristinformation der Stadtverwaltung und im Bergbau- und Heimatmuseum kostenlos erhältlich. Das Bergbau- und Heimatmuseum Goldkronach vermittelt weitere Einblicke in die Stadtgeschichte, das Handwerk, die vielfältige Geologie, den Bergbau und das Wirken Alexander von Humboldts als preußischer Bergbeamter.
Kulinarisches:
Zu den Ernährungsgewohnheiten der Goldkronacher Bergleute lässt sich nach den heutigen Kenntnissen nur weniges sagen. Erst für das 20. Jahrhundert steht mit den Lebenserinnerungen des Gastwirts Karl Georg Wolfshöfer (Malzkaffee mit Milchhaut, Goldkronach 2009) ein anschauliches Lebensbild zur Verfügung, das sich in manchen Details aber auch auf ältere Zeiten übertragen lässt. So schildert Karl Georg Wolfshöfer verschiedene einfache Speisen, die am Ort gegessen wurden, wie Brot- und Milchsuppe, Gebackene Klöße mit Drolln und Sauerkraut, oder die speziell zum Heiligen Abend zubereiteten “Zutenhefeklöße”, im örtlichen Dialekt “Zudnhefferglies” genannt. Dabei handelt es sich um in Butterschmalz ausgebackene Klöße aus Mehl, Hefe und Kartoffeln. Sie werden zu “gebrodna Rippla” (gebratenen Schälrippchen) und Sauerkraut serviert. Auch besondere Spezialitäten z.B. zu Schlachtfest und Kerwa, wie Siedwürste, Pressack, Göttinger, Graacherts (Räucherspeck), Schüpf, Saure Lunge, Bratwürste, Rippchen, Krenfleisch, Reh- und Gansbraten sowie Schmalzkiechla und Nusstorte wurden zubereitet und natürlich gerne gegessen. So werden beschauliche Lebensverhältnisse sichtbar, die nur von wenigen üppigeren Festtagen unterbrochen wurden.
Siehe hierzu auch: https://www.genussregion-oberfranken.de/spezialitaeten/
Wer sich in Goldkronach auf eine Zeitreise durch Geologie und Bergbau begibt, kann sich danach mit einem kleinen Imbiss im Infohaus stärken oder einen der regionalen Gasthöfe aufsuchen.
In der Bernecker Straße bietet eine Metzgerei Dünkel typische oberfränkische Fleisch- und Wurstspezialitäten aus eigener Herstellung an. In den Bäckereien Beck (Bayreuther Straße) und Beck’s Backstadl (Marktplatz) findet man eine hervorragende Auswahl leckerer fränkischer Backwaren.
Im Ortsteil Brandholz schließlich stellt die Brandholzer Branntweinbrennerei Ott in eigener Produktion edle Obstbranntweine und Liköre her und betreibt eine kleine Probierstube.
Termin:
Besucherbergwerk und Stollen, Felsenkeller sind von Mai bis Ende September geöffnet.
Sonn- und Feiertag jeweils von 11.00 – 17.00 Uhr
Saison:
Mai bis September
Links:
Erlebnis
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