Horsdorf: Golddorf mit Mühlenromantik
Landkreis Lichtenfels
Das hübsche Fachwerkdorf Horsdorf ist ein Stadtteil der Kurstadt Bad Staffelstein. Unterhalb des Staffelberges gelegen, folgt die Bebauung dem durch den Ort fließenden Lauterbach und einigen vom Dorfplatz abgehenden Gassen. Stolz ist man im Dorf auf den Gewinn einer Goldmedaille beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1995 sowie auf den GoldAward beim europäischen Wettbewerb Entente Florale (Grün in Städten und Dörfern) 1997. Und auch seither hat die aktive Dorfgemeinschaft vieles gemeinsam geleistet, um Horsdorf noch attraktiver zu machen. So wurde z.B. im Rahmen einer viele Jahre lang dauernden Dorferneuerung das Alte Schulhaus am Dorfplatz instand gesetzt, ein Wanderparkplatz angelegt, die Stützmauern des Bachbettes erneuert und in der sanierten Gemeindescheune eine gemeinschaftlich zu nutzende Obstpresse eingerichtet.
Für viele Wanderer ist der Ort Ausgang und Ziel einer Wanderung auf den Staffelberg, zum Veitsberg oder zum Morgenbühl. Denn nicht zuletzt bietet Horsdorf zwei besondere Einkehrmöglichkeiten mit romantischer Mühlenstimmung.
Horsdorf wurde 1272 erstmals als „Horscholstorf“ erwähnt. Die offen durch den Ort fließende Lauter ist ein Zusammenfluss mehrerer Karstbäche (Döritz, Döberten, Kaiderbach und Tiefenthalbach), die noch heute verschiedene Mühlen speisen. Einst lag deren Zahl im gesamten Lautergrund bei 16 Mühlen, von denen heute nur noch die Serkendorfer Mühle, die Ultschmühle in Gösmitz und die Hopfenmühle in Bad Staffelstein in Betrieb sind. Andere sind im Gebäudebestand erhalten, wie die Obere oder Alte Mühle sowie die Untere oder Fuchsenmühle in Horsdorf. Beide werden gastronomisch genutzt und lohnen unbedingt eine Einkehr.
Oberhalb von Horsdorf, am Abhang des Staffelberges, wurde seit dem Mittelalter Wein angebaut, die Weingärten wurden aber aufgrund der ungünstigen Witterungsverhältnisse und nach einem Reblausbefall Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben und mit Obstbäumen bepflanzt. Diese prägen heute signifikant die nach Süden gerichteten unteren Hanglagen des Staffelberges. Zum überwiegenden Teil findet man hier schöne Streuobstbestände alter und landestypischer Sorten, die zumeist nur für den Eigenbedarf bewirtschaftet werden. Bei einer guten Ernte bieten aber einige Erzeuger im Ort und in den benachbarten Dörfern Obst vieler Sorten ab Hof zum Mitnehmen an.
Wer durch den Lautergrund und seine Nebentäler wandert, ist beeindruckt von der Vielzahl gut erhaltener Fachwerkensemble. Ob im mehrfach ausgezeichneten „Golddorf“ Horsdorf, in Loffeld, Stublang, Frauendorf, Schwabtal und End oder in Uetzing, Gößmitz und Serkendorf – überall bestechen Vielfalt und Erfindungsreichtum der Fachwerkkonstruktionen ebenso wie Mühe und Sorgfalt, die die heutigen Bewohner in den Erhalt ihrer schönen Häuser investierten.
Fachwerk ist eine alt bewährte Bauform, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit in vielen Regionen gegenüber dem Steinbau dominierte. Auch die Kombination von steinernen Untergeschossen und Fachwerkobergeschossen ist häufig. Voraussetzung für die Entwicklung des Fachwerkbaus war die Verfügbarkeit von Grundmaterialien wie Holz (häufig Eiche für die Ständer, Nadelhölzer für die liegenden Balken), Lehm und Weidengeflecht. Errichtet wurden die Fachwerkkonstruktionen ursprünglich in reiner Zimmermannstechnik. Dabei wurden die Hölzer mit dem Beil bearbeitet und ausschließlich in reinen Holzverbindungen zusammengefügt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch gesägte Balken und unterstützende Metallverbindungen insbesondere in den Dachwerken üblich. Fränkische Fachwerkhäuser sind geschoßweise abgebunden. Die Geschoßbalkenlage und die Außenständer wurden bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts häufig kunstvoll verziert. Auch die Gefache wurden durch Zierfachwerke (Feuerböcke, Rautenkreuze etc.) üppig gestaltet. Die Lehmfüllungen für die Gefache wurde von den Hauseigentümern meistens selber aufgebracht. Die Loffelder heißen deshalb bis heute im Volksmund „Laamapatscher“. Bei Instandsetzungen wird inzwischen wieder viel Wert auf die Rekonstruktion ursprünglicher Farbigkeit gelegt. Früher wurden dazu natürliche Pigmente verwendet. Mit der Entwicklung von Teerfarbstoffen im 19. Jahrhundert griff man sowohl am Außenbau wie in der Innengestaltung der Häuser auch gerne zu sehr bunten Farben.
Im Lautergrund kann man die Entwicklung des Fachwerkbaus vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anschaulich nachvollziehen. In Schwabtal sind z.B. mehrere Wohnstallhäuser aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit sehr reichem Zierfachwerk erhalten. Verbreiteter sind Haustypen aus dem 18. Jahrhundert, die ebenfalls noch sehr reiche Verzierungen zeigen. Dabei variieren Beispiele mit steinernem Untergeschoß, wie z.B. in Uetzing, mit reinen Fachwerkbauten, wie z.B. in Horsdorf. Im 19. Jahrhundert geht die Schmuckfreudigkeit der Häuser etwas zurück, gleichzeitig steigt der Anspruch an Wohnkomfort und Platz. Typischerweise werden Funktionsgebäude wie Mühlen (z.B. die Fuchsenmühle in Horsdorf), Stadel und Werkstätten noch weitgehend in Fachwerk errichtet. Mit dem Alten Tanzsaal in Uetzing ist schließlich noch ein besonderes Beispiel des Fachwerkbaus im sog. Heimatstil (errichtet 1931) erhalten.
Neben klassischen Wohnstallhäusern (Wohnhaus und Stall unter einem Dach), reinen Wohngebäuden oder Funktionsgebäuden wie Mühlen und Scheunen ist im Einzugsgebiet des Lauterbaches noch ein besonderer Haustyp häufig: das Gemeindehaus. Erhalten sind u.a. Beispiele in Horsdorf (1739/40), Loffeld (1751/52) und Gößmitz (19. Jahrhundert). Die beiden älteren Beispiele beeindrucken mit exponierter Lage und großzügiger Baugestaltung. Ursprünglich dienten sie den Gemeinden als Versammlungs- und Bethäuser. Das überlieferte Inventar zeigt, dass auch dörfliche Festlichkeiten hier stattfanden. Zeitweilig war im Loffelder Haus eine Schmiede untergebracht. Im Vorgängerbau stand auch eine öffentliche Kelter zur Verfügung. Im 19. Jahrhundert wird in Horsdorf und Loffeld schließlich jeweils ein Raum für den Schulunterricht der Dorfjugend zur Verfügung gestellt.
Kulinarisches:
In Horsdorf kann man die Zeit der alten Mahlmühlen besonders anschaulich nachvollziehen, auch wenn die beiden erhaltenen Mühlen, die Obere oder Alte Mühle und die Untere oder Fuchsenmühle, nicht mehr als Mahlmühlen betrieben werden.
Beide Betriebe lohnen die Einkehr und die Besichtigung des zum Mühlenbetrieb gehörenden Inventars. Bei der Alten Mühle sitzt man zu besonderen Gelegenheiten und Anlässen manchmal direkt am alten Mühlbach. Im Gastraum oder im Biergarten wird viel Fränkisches aus der kalten und warmen Küche serviert. Einige Wurstsorten gibt’s auch im Glas zu kaufen. Für die Betreiberfamilie gehört es zum eigenen Selbstverständnis, dass nur regionale Produkte von kleinen Erzeugern aus der Region verarbeitet werden. Wurstwaren aus dem hochwertigen Fleisch artgerecht gehaltener Tiere werden nach familieneigenen Rezepten ohne Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe selbst erzeugt. Der Zuspruch der Gäste zeigt, dass das Konzept ankommt.
Wunderschön restauriert präsentiert sich die Fuchsenmühle, deren gesamte technische Anlage noch funktionstüchtig erhalten ist und zur Erzeugung von Energie verwendet wird. Inhaber Fritz Müller hat sein Elternhaus liebevoll instand gesetzt und betreibt nun im einmaligen Flair des alten Mahlraums eine Gastwirtschaft mit Bier, Brot und Wurst von Erzeugern aus der Region. Auch hier gehört ein großzügiger Biergarten mit phantastischer Mühlenatmospäre dazu und natürlich kann Fritz Müller so manche Geschichte über den alten Mühlenbetrieb erzählen.
Links:
http://www.gasthof-alte-muehle.de/
http://www.infranken.de/regional/lichtenfels/Eine-Muehle-wird-zum-Gasthaus;art220,226689
Erlebnis
Horsdorf: Golddorf mit Mühlenromantik