Bratwurststollen
Die besondere Vorliebe der Kulmbacher für ihre guten Bratwürste lässt sich schon daran erkennen, dass sie auch ein besonderes Brötchen für ihren Verzehr erfunden haben: den Bratwurststollen. Dieser ist etwa zweimal so groß wie eine normale Semmel, hat eine längliche Form und wird mit Anis bestreut. Man isst ihn halb aufgeschnitten mit zwei Bratwürsten oder auch als schnelle Mittagsmahlzeit im Ganzen mit drei Bratwürsten belegt. Eine typische Bestellung am Würstlstand lautet in Kulmbach also: „A Boor in an Halbn (zwei Bratwürste in einem halben Bratwurststollen) oder „Drei in an Ganzn“ (drei Bratwürste in einem ganzen Stollen).
Der Name „Stollen“ leitet sich von dem bereits in länglicher Form gebackenen „Stölla“, einer besonderen Brötchenart ab oder verweist auf den Stollen als Brot- oder Gebäckform. Ein Stollen Brot war um 1920 1-2 kg schwer.
Leider liegen uns keine Dokumente vor, die belegen, wann, wo, wie und durch wen der Bratwurststollen das Licht der Welt erblickte. Gesichert ist aber Folgendes:
In Kulmbach gab es ursprünglich drei Varianten von Brötchen:
1. die Labla,
2. die Semmeln,
3. das Stölla.
Das Brötchengewicht war in früheren Zeiten um ca. 40 % geringer als heute. Daher ist es sicher, das für das Einzwicken der beliebten Kulmbacher Bratwurst ein Labla nicht in Betracht kam, weil sonst die Wurst zu weit herausragen und leicht abbrechen würde. Das Stölla mit seiner länglichen Form war hier wesentlich besser geeignet, weshalb die Kulmbacher auf die Idee kamen, ein besonders großes Stölla speziell zum Verzehr von Bratwürsten zu entwickeln. Erwähnt wird der Bratwurststollen erstmals 1910 in einem Protokollbuch, er dürfte aber schon wesentlich älter sein.
In einem weiteren Protokoll von 1921 ist folgendes niedergeschrieben:
„Mann nehme 5 Laiblein (damals 30 g das Stück), schlage einen Bratwurststollen und bestreue ihn mit Anis oder Kümmel.“ Heute bäckt man den Bratwurststollen nur noch mit Anis bestreut, die Würzung mit Kümmel hat sich nicht erhalten. Auch die ursprüngliche Größe von 180 g das Stück wurde auf ca. 100 g reduziert.
Der Bratwurststollen wurde speziell zum Verzehr der feinen Kulmbacher Bratwürste entwickelt. Man isst ihn halb aufgeschnitten und zusammengeklappt mit zwei Bratwürsten oder gleich im Ganzen mit drei eingezwickten Würstchen.
Offenlegungsdatum:
Erstmals schriftlich erwähnt 1910. Im Ursprung aber deutlich älter.
Aufbewahrung / Haltbarkeit:
Bitte unbedingt frisch verzehren! Nur so ist der Bratwurststollen rösch und knusprig.
Jahreskalender:
Sie können die Spezialität ganzjährig und in der Grillsaison genießen.
Genusstipp:
Der Bratwurststollen wird verzehrt, wann immer es in Kulmbach Bratwürste gibt!
Literatur:
http://www.wikivoyage.org/de/Kulmbach
Autoren:
Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Ralf Groß, Uta Hengelhaupt
Rezept
Zutaten:
Weizenmehl, Wasser, Hefe, Malz, Salz sowie Anis zum Bestreuen.
Zubereitung:
Aus den Zutaten wird ein Hefeteig hergestellt, den man eine Zeit lang gehen lässt. Bratwurststollen haben eine längliche Form und sind größer als normale Brötchen (Gewicht etwa 100 g).