Kartoffelkuchen vom Blech
Als eines der ältesten Kartoffelanbaugebiete in Mitteleuropa ist Oberfranken reich an verschiedenen Kartoffelgerichten, die anschaulich und schmackhaft darstellen, wie sich die Kartoffel als preisgünstiges Grundnahrungsmittel allmählich ihren kulinarischen Platz auf dem alltäglichen Speisezettel breiter Bevölkerungsschichten erobern konnte. Dabei stehen an erster Stelle bei weitem nicht die heute so verbreiteten Klöße. Vielmehr verwendete man rohe und gekochte Kartoffeln gerne zur Herstellung von Teigmassen unterschiedlichster Konsistenz, die man mit Zwiebeln, Speck, Eiern oder auch Milch und Brotwürfeln anreicherte und im Topf oder auf dem Blech knusprig ausbuk.
Sozialgeschichtlich steht hinter diesen Gerichten die Anforderung, zahlreiche Tischgenossen angemessen, aber mit nicht allzu großem zeitlichen Aufwand zu sättigen. Küchentechnisch bot es sich daher an, die erzeugte Teigmasse einfach auf ein großes, gefettetes Backblech zu streichen und in der Röhre des holzbefeuerten Küchenherdes zu backen. Manchmal wurden die pikanten Blechkuchen auch im Ganzen zum Mittagessen aufs Feld getragen und zu Buttermilch oder Gerstenkaffee gegessen.
Das hier vorgestellte Rezept kennt verschiedene Varianten und leitet sich vermutlich von älteren Mehlspeiserezepturen ab. In den Zutaten entspricht ihm der von uns ebenfalls beschriebene Kartoffelkuchen im Topf oder Tiegel, der mit einer Mischung aus Semmeln, Milch und Eiern überbacken wird. Mit nur wenig Phantasie erkennt man darin Gerichte wie den Semmelkloß, den Semmelschmarrn oder den Semmelauflauf (siehe Kirschenmichel). Da mit dem starken Klimaeinbruch der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ im 17. und 18. Jahrhundert Brotgetreide teilweise nicht mehr reif und in der Folgezeit teuer wurde, scheint in Oberfranken die Kartoffel das Brot als allseits verfügbares Grundnahrungsmittel abgelöst zu haben, ohne dass man die damit verbundenen, weiterverarbeitenden Rezepturen in ihren Zutaten wesentlich ändern musste. So überliefern diese alten Rezepte tatsächlich einige wichtige Kapitel regionaler Geschichte und vermitteln anschaulich Technik- und Umweltwissen.
Jahreskalender:
Sie können die Spezialität ganzjährig genießen.
Genusstipp:
Ein pikant mit Speck und Zwiebeln gewürzter Kartoffelkuchen hat bis heute kaum an kulinarischem Reiz verloren. Man kann ihn sowohl als Hauptgericht zu Salat oder als Beilage zu verschiedenen Fleischgerichten servieren. Auf alle Fälle verdient er einen hervorragenden Platz in unserer regionalen Spezialitätensammlung!
Autoren:
Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt, Rezept Kerstin Rentsch
Rezept
Zutaten:
1,5 kg gekochte und durchgepresste Kartoffeln, 150 g Fett, 100 g Mehl, 80 g Speck, 3 Zwiebeln, 1/4 l saure Sahne, 4 Eier, Salz, Kümmel.
Zubereitung:
Etwa 1 Kilo der durchgepressten Kartoffeln mit Mehl, Fett, Salz und Kümmel zu einem geschmeidigen Teig verkneten und auf ein gefettetes Backblech drücken. Speckwürfel in Fett ausbraten und mit der restlichen Kartoffelmasse, Eiern und saurer Sahne mischen. Mit Salz und Kümmel würzen und über den Grundteig streichen. Etwa 35 Minuten bei mittlerer Hitze im Ofen backen.