Martinsbrezel

Saisonale Spezialität
  • Martinsbrezel

Um viele kirchliche Feiertage ranken sich in Oberfranken alt überlieferte Bräuche mit bestimmten Speisen. Neben den verschiedenen kulinarischen Überlieferungen z.B. zu Nikolaus oder zur Weihnachtszeit haben sich diese Bräuche im allgemeinen Gedächtnis rund um das Martinsfest erhalten. Während die Erwachsenen dabei eher an die Martinsgans denken, kommen den Kindern sofort die Martinsbrezeln und andere Brauchtumsgebäcke in den Sinn, die am Martinstag ausgeteilt werden. Ursprünglich war dieser Brauch mit der Tradition des Martinssingen verbunden. Dazu zogen die Kindern mit Laternen von Haus zu Haus und sangen überlieferte Martinslieder. Aber auch heute noch lebt dieses Brauchtum in vielen oberfränkischen Gemeinden weiter. Veranstaltet werden die Martinsumzüge von örtlichen Pfarrgemeinden oder auch von den Kindergärten. Nach dem Laterne-Gehen werden die Kinder mit einer Martinsbrezel beschenkt. Manchmal stellt man ihnen zu hause auch eine Schüssel mit Martinsgebäck auf den Tisch.

Aber wer kann erklären, warum Brezeln zum Martinsfest ausgeteilt werden? Tatsächlich ist die Martinsbrezel, die übrigens aus einem süßen Hefeteig gebacken werden muss, nicht das einzige überlieferte Gebäckstück zum Martinstag. In manchen Gegenden Deutschlands werden auch gefüllte oder ungefüllte Martinshörnchen, Martinsbrötchen oder manchmal auch Stutenkerle oder Weckmänner gebacken. Tatsächlich ist der Ursprung des Brauchs wohl ein süßes Weißmehlgebäck, das zum Martinstag an Arme oder auch Insassen der Spitäler für ein Seelengebet ausgeteilt wurde. Weißmehlgebäcke galten in früheren Zeiten stets als etwas Außergewöhnliches, da das weiße Mehl, also feines Weizenmehl, nur zu besonderen Anlässen verwendet wurde. Daher formte man daraus stets besondere Gebäckstücke wie z.B. Brezeln.

Das deutsche Wort „Brezel“ könnte auf das lateinische „brachiolum“ = Ärmchen zurück gehen. Man nimmt an, dass die zum Gebet gekreuzten Arme der Mönche hinter der überlieferten Brezelform stehen. Dafür gibt es aber auch andere Ableitungen. So wird z.B. das sichelförmige Martinshörnchen auch als halbe Brezel beschrieben, dessen Form daran erinnert, das Martin seine Habe mit dem Bettler teilte. Die doppelte Brezelform könnte also als Gebildbrot zum Teilen auffordern.

So gibt es, wie so oft, viele Deutungsansätze um alt Überliefertes zu erklären. Wichtig aber ist vor allem, dieses schöne Brauchtum auch weiter zu pflegen und lebendig zu halten. Oberfrankens Bäcker tun dies, indem sie rund um den St. Martinstag die süßen Brezeln im Angebot haben. Und wer gerne im überlieferten Rhythmus der Feste und Jahreszeiten lebt, sollte nicht vergessen, zum Martinstag eine leckere süße Brezel zu kaufen.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität im Winter genießen.

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt,

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